Mit dem Campmobil von Narita nach Kagoshima auf Kyushu – Teil 2 Die Vulkane von Kyushu
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Autofahren und Campen in Japan — von Narita nach Kyushu Teil 1
Reise- und Erfahrungsbericht mit Tipps zum Autofahren und Campen in Japan.
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Von Rudolf Stumberger
Rudolf Stumberger lehrt Soziologie an der Universität in Frankfurt und arbeitet als freier Journalist in München. Im Frühjahr 2018 und 2019 war er jeweils mehrere Wochen mit einem Camper in Japan unterwegs. Die Reportage wurde im September 2019 geschrieben
Unser erstes Ziel auf Kyushu ist der knapp 1600 Meter hohe Aso-Krater in der Präfektur Kumamoto, entstanden durch einen auch heute noch aktiven Vulkan. Die Straße dahin führt uns durch eine fruchtbare Landschaft mit viel Ackerbau, am Horizont ist schon der Rauchkegel zu sehen. Über Serpentinen schrauben wir uns mit unserem Mazda langsam in die Höhe, Schilder weisen auch auf Englisch auf Campingplätze in der Nähe hin. Immer wieder bleiben wir kurz stehen, um die Sicht auf den Vulkan zu genießen. Dann eine letzte Kurve und wir sind auf dem Hochplateau mit dem Parkplatz, dem Vulkan-Museum und dem Besucherzentrum angelangt. In gut zwei Kilometer Entfernung steigt Rauch aus dem Krater Nakadake. Zu ihm steigen wir am nächsten Morgen auf und gelangen dabei in eine Mondlandschaft. Giftigblau schimmert das Wasser im Krater und an der Aussichtsplattform finden sich etliche kleine Betonbunker: Falls der Vulkan Steine zu spucken beginnt, was er öfters macht.
In der Region gibt es etliche Campingplätze und einen von ihnen fahren wir an, um einmal auf der grünen Wiese zu übernachten. Wieder Tischchen und Stühle ausgepackt, auf dem Platz kann man sogar grillen, der Betreiber verkauft die notwendige Holzkohle. Auch Campingplätze sind in Japan – mit Ausnahme der Großstädte – flächendeckend vertreten und das insbesondere in touristischen Regionen. Zu finden sind sie mit einer praktischen app oder über die Landkarte. Wie in Deutschland variieren Ausstattung und Preis, ein Stellplatz mit Stromanschluss kostet an die 50 Euro pro Nacht.
Vom Aso-Krater machen wir uns weiter auf den Weg nach Süden. Zwischendurch legen wir einen Stopp ein und erfreuen uns in einem Onsen. Das ist ein öffentliches Bad mit sehr heißem Wasser und darin lässt es sich prima entspannen. Gebadet wird übrigens nackt und meist nach Männern und Frauen getrennt. Praktisch ist, dass Seife und Shampoo meist gestellt werden, man benötigt eigentlich nur ein kleines Handtuch.
Ein Wort zum Autofahren mit dem Navi. Wir benutzen - über ein neben dem Lenkrad angebrachtes Tablet - Google-maps und sind mit einem Router permanent mit dem Internet verbunden. Und die Orientierung mit Hilfe dieser (sprechenden) Karte funktioniert in der Regel ohne Probleme. Aber es gibt Ausnahmen. Manchmal will die nette Stimme aus dem Computer, dass wir die Hauptstraße verlassen und in kleine Nebenstraßen einbiegen. Dann führt sie uns auf der vielleicht kürzesten, aber wahrlich nicht schnellsten Strecke ans Ziel. Man findet sich dann auf schmalsten Straßen inmitten von Reisfeldern wieder. Also besser die Hauptstraße nicht verlassen, der Computer berechnet dann eine andere Route. Und generell ist zu sagen, dass das Autofahren über Land in Japan mehr Zeit erfordert als bei uns. Die Straßen sind oft schmal und nicht sehr gut ausgebaut, so dass man für 90 Kilometer unter Umständen drei Stunden benötigt. Und man sollte auf die offenen Wasserkanäle links und rechts der Fahrbahn achten, es sind wahre Autofallen.
Wir sind inzwischen in Kagoshima angekommen, einer Hafenstadt mit rund 600.000 Einwohnern. Auch hier dominiert ein Vulkan die Landschaft, auf der anderen Seite der Bucht erhebt sich der Sakurajima. Der Vulkan stößt mit einer gewissen Regelmäßigkeit Aschewolken aus, die auf die Stadt niedergehen, dann greifen die Bewohner schon mal zum Regenschirm. Sakurajima ist innerhalb von 20 Minuten mit der Fähre zu erreichen. In Kagoshima besuchen wir noch Sengan-en, eine Parkanlage mit klassischen japanischen Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert und wandeln dort durch wunderschöne Steingärten.
Dann steht schließlich die Rückreise an. Sie führt uns hinauf in den Norden Kyushus, in die Hafenstadt Nagasaki. Sie hat traurige Berühmtheit erlangt, als hier am 9. August 1945 um 11.02 Uhr die zweite Atombombe über Japan explodierte. Dem schrecklichen Ereignis sind mehrere Denkmäler gewidmet, die Nationale Friedensgedenkstätte berührt durch ihre sehr moderne Architektur. Heute ist Nagasaki eine lebendige Stadt, die man mit einer bunten Trambahn durchqueren kann. Wir nehmen Abschied und für die rund 1200 Kilometer Rückfahrt nach Narita haben wir etwas Besonderes geplant: Im Hafen von Shinmoj rollen wir auf die Fähre nach Osaka und legen mit ihr bequem die Hälfte des Weges bei Nacht und schlafend zurück. Fähren sind wirklich die ideale Lösung, um mit einem Camp- oder Wohnmobil lange Strecken zu überbrücken. Übrigens, selbst an Bord der großen Fähren gibt es die Onsen. Während also unten im Laderaum der Camper festgezurrt ist, sitzt man im Freien im Heißwasserbecken und sieht zu, wie die Küste vorüberzieht.
September 2019