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Japans sinnliche Duftkultur und der „Weg des Duftes“ von Josko Kozic

9. 05. 2024

 

Die antike japanische Kunst des Duftes, bekannt als Kōdō, ist eine Welt voller herrlicher Düfte, kostbarer und seltener Zutaten und steht für unendlichen Luxus, der die Sinne verwöhnt. Schon vor Jahrtausenden wurde die reinigende Wirkung von Rauch & Duft im religiösen und höfischen Kontext geschätzt. Diesmal wird uns Josko mitnehmen in die verführerische, olfaktorische Welt japanischer Duftkultur. Seit Kurzem bietet er seine Expertise Reisenden auf der Suche nach besonderen Erlebnissen auch bei Tagara Japan.

 

 

Japans sinnliche Duftkultur und der „Weg des Duftes“

 

Während des Mittelalters entstand in Japan neben bekannten Künsten wie der Teezeremonie auch die Kunst des Duftes, genannt Kōdō. Einfach erklärt, findet diese Zeremonie im klassisch ausgestalteten Tatami-Raum statt, wo verschiedene Dufthölzer in einem Räuchergefäß auf indirekte Weise erhitzt werden, um ihren Duft ohne störenden Rauch wahrnehmen zu können.

 

 

Duftritual - Becher mit erhitztem Duftholz

 

Ursprung und Entwicklung der japanischen Duft- und Räucherkultur

 

Neben den klassischen Zeremonien wie Kōdō gibt es in Japans Duftkultur auch unterhaltsame Duft-Ratespiele, genannt Kumikō. Bei diesen Zeremonien werden äußerst kunstvolle Werkzeuge in einem stark ritualisierten Rahmen verwendet. Überhaupt wird die gesamte Praxis der japanischen Duftkunst als eine Zeremonie mit einem starken performativen Charakter inszeniert und dementsprechend streng abgehalten. Die Fähigkeit, einem Duftholz zu „lauschen“ und seine olfaktorischen Eigenschaften zu schätzen, wird in Japan als ein Weg zu Vollkommenheit und innerer Kultivierung angesehen. Bisher gab es nur wenige Veröffentlichungen über die japanische Duftkunst, und diese waren neben Japanisch meist auf Englisch. Im Jahr 2019 veröffentlichte Benedikt Vogel jedoch das erste umfassende Werk in deutscher Sprache, das detailliert über die Entwicklung der Duftzeremonie berichtet und einen Fokus auf ihren performativen und ästhetischen Charakter legt.1

 

Allerlei Duftingredienzien

 

Ein Duftritual mit Tee und Gebäck bei Yamada-Matsu in Kyoto

 

Duftender Rauch als Opfergabe für die Götter

 

Besucher*innen von japanischen Tempeln erinnern sich sicherlich an die herrlich duftenden Rauchschwaden vor oder in den Gebetshallen. Diese stammen von den Räucherstäbchen, die vor allem im Buddhismus verwendet werden. Gläubige zünden sie an und stecken sie in große Räuchergefäße mit Asche. Es wird geglaubt, dass der aufsteigende Rauch die Gebete zu den Göttern trägt. Räucherstäbchen und Räucherwerk dienen vor allem als Opfergabe an die Götter im Buddhismus.

 

Räucherstäbchen und die zehn Tugenden des Räucherns

 

Im Buddhismus ist das Opfern von Räucherwerk und Blumen, bekannt als kōge („Duft und Blumen“), ein grundlegender Teil der religiösen Praxis. Diese Tradition stammt höchstwahrscheinlich aus dem indischen Kulturkreis, wo bereits vor der Entstehung des Buddhismus den Göttern mit wohlriechendem Räucherwerk und bunten Blumen gehuldigt wurde. Historischen Aufzeichnungen zufolge brachte der chinesische Priester Jianzhen bei seiner Expedition nach Japan im Jahr 753 erstmals edle Räucherstoffe ins Land, die seitdem auch in den Riten der japanischen buddhistischen Zeremonien verwendet werden. Erste Aufzeichnungen über wertvolle Duftingredienzien in Japan berichten davon, wie ein Stück Holz an Japans Küste gestrandet ist und der seinerzeit regierenden Kaiserin als Brennholz dargeboten werden sollte. Beim Verbrennen bemerkte diese jedoch den betörend-wohlriechenden Duft des Holzes, von dem man heute stark davon ausgeht, dass es sich um das seltene Adlerholz gehandelt haben muss. Dieser Zufall sollte Japans Duft - und Ästhetikempfinden dramatisch verändern.

 

Edelste Dufthölzer in der Auslage

 

Kostbare Zutaten - noch kostbarer als Gold

 

Was die japanische Duftkultur besonders macht, sind die sorgfältig ausgewählten Zutaten, die in der Regel ausschließlich natürlich und bis heute sehr teuer sind. Zu den Grundlagen der japanischen Duftmischungen gehören neben chinesischen Heilkräutern und Gewürzen wie Zimt, Nelken und Kampfer vor allem Sandelholz und Adlerholz, deren olfaktorische Harmonie eine besondere Bedeutung in der ästhetischen Welt Japans einnimmt. Diese beiden werden oft als eine Einheit betrachtet, vergleichbar mit Sonne und Mond oder Tag und Nacht. Adlerholz zählt seit Jahrtausenden zu den wertvollsten Düften vieler Kulturen und wird sogar in heiligen Schriften wie der Bibel, dem Koran und den indischen Veden erwähnt. In Japan findet sich seine erste Erwähnung in der Chronik Nihon shoki (720).

 

Wertvolle Dufthölzer frisch geschnitten im Dufthaus in Kyoto

 

Adlerholz im Kunjyukan-Museum in Kyoto

 

Adlerholz verströmt seinen unverwechselbaren Duft erst, nachdem es von Parasiten oder Pilzen befallen wurde und der Baum als Abwehrreaktion ein rätselhaftes Harz absondert. Das Harz verteilt sich im Holz und bildet eine Art „Marmorierung“, welche von Duftkenner*innen sehr geschätzt wird. Die genauen chemischen Prozesse der Harzbildung sind bis heute nicht vollständig verstanden, aber man ist sich einig über seine beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Sein sinnlicher, magischer und tief spiritueller Duft wird in der japanischen Sprache oft als „yūgen“ beschrieben, ein Wort, das sich mit „mystisch“ oder „unergründlich“ übersetzen lässt. Die wertvollste Sorte ist Kyara, deren Preis derzeit bei etwa 350 Euro pro Gramm liegt. Der Begriff „kyara“ wurde im Mittelalter zum Synonym für Luxus und schmückte viele Geschäfte und Kunstobjekte.

 

Von religiösem Kult zur ästhetischen Kunst

 

Schon ab der Heian-Zeit (794-1192) entwickelte sich das Mischen und Verbrennen von Düften zu einem kultivierten Zeitvertreib am kaiserlichen Hof. Dort feierte man oft das „takimono awase", das gemeinsame Mischen und Ausprobieren von Duftkreationen. Die Teilnehmer ließen sich oft von den poetischen Episoden aus der „Geschichte des Prinzen Genji“ inspirieren und verfassten ihre eigenen Gedichte. Beim „takimono awase" wurde Duftpulver mit Pflaumen und Honig zu einer Paste gemischt, die zu Kügelchen geformt wurden, den „nerikō“. Noch heute sind diese in Japan bekannt und werden bei Teezeremonien als sinnlich einstimmendes Extra verwendet.

 

Ein wunderschöner Duftbeutel (nioi bukuro)

 

Seit der Heian-Zeit haben Hofdamen und Kurtisanen Duftingredienzien wie Adlerholz in fein lackierten und vergoldeten Kästchen verbrannt und sie während des Schlafs unter ihr Haar gelegt, um es mit dem Duft zu parfümieren. Es war auch üblich, Kleider auf spezielle Ständer zu hängen und sie mit dem Duft eines darunter liegenden Weihrauchbrenners zu versehen. Daran kann man erkennen, wie tief verwurzelt Duft und Ästhetik, ja sogar körperliche Hygiene und Wellness ist in Japans Geschichte.

 

Darüber hinaus wurden auch die heute noch beliebten Duftsäckchen (nioi bukuro) aus feiner Kimono-Seide hergestellt. Früher wurden diese Duftsäckchen anstelle von Liebesbriefen als romantische Geste ausgetauscht. Sie wurden oft im Saum des Kimonos (tamoto) getragen und man hat als „tagasode“ (Duftkissen) bezeichnet. Der feine, subtile Duft, den solche Säckchen und ihre Träger verströmten, wurde damals als „oikaze“, als der „vorbeiziehende Wind“, bezeichnet.

 

Die japanische Duftkultur heute

 

Heute gibt es in der modernen japanischen Welt zahlreiche Fachgeschäfte für Räucherwaren, die oft wie Parfümhäuser gestaltet sind und ein Erlebnis für die Sinne bieten. Besonders in der alten Kaiserstadt Kyōto findet man viele dieser Duftmanufakturen. Ein paar davon, welche ihr auch in anderen Städten Japans wie Tokyo und Osaka finden könnt, möchte ich euch gerne vorstellen:

 

  • Shoyeido
  • Baieido
  • Kunjudo
  • Kohgendo
  • Kungyokudo
  • Gyokushodo

 

Für alle, die einen Besuch nach Kyoto planen: Schaut unbedingt einmal ins Dufthaus von Shoyeido vorbei, denn dort findet ihr nicht nur faszinierende Düfte und tolle Geschenkideen, ihr könnt in dem benachbarten Duft-Erlebnis-Museum Kunjyukan eure Nasen auf eine fantastische Reise bringen und alles über die Düfte genauer kennenlernen!

 

Brennbares Räucherkonfekt bestehend aus Matcha

 

Düfte zum Verbrennen (o-kō) erleben derzeit einen regelrechten Boom in Japan. Es gibt gepresstes Duftpulver zum Verbrennen in Form von Blumen, Tee, traditionellen Süßigkeiten oder Glückssymbolen. Darüber hinaus findet man Räucherstäbchen mit unkonventionellen Düften wie Melone, Bonbons, Minze, Kaffee oder Schokolade. Zuletzt kamen auch duftende Geschenk-Kordeln (Mizuhiki) sowie Papierblätter auf den Markt, die wie Baumblätter aussehen und verbrannt werden können. Seitdem das Bewusstsein für öffentliche Desinfektionen auch in Japan gestiegen ist, findet sich auch ein Desifnektionsmittel im Handel, welches mit wertvollen Duftingredienzien angereichert ist und nicht nur zuverlässig saubermacht, sondern auch den Geist in einen klitzekleinen meditativen Zustand bringt. Es bleibt also spannend zu sehen, auf welche olfaktorischen Abenteuer unsere Nasen sich in der Welt der japanischen Düfte in Zukunft freuen dürfen.

 

Zeit für die eigene Duftreise

 

Wie steht es mit euch? Habt ihr Lust bekommen auf eine eigene Duftreise zu gehen? Mit meiner Expertise helfe ich euch gerne bei der organisation eigener ganz individueller Abenteuer in Japan - egal ob Duftzeremonie, Tee-Experience oder Yabusame. Kontaktiert mich und das Team von Tagara gerne unter hello@tagara-japan.jp.

 

 

Quellenangaben:

1 Siehe dazu: Vogel, Benedikt (2019): Erleben mit allen Sinnen. Inszenierung von Duft und Ästhetik in den Traktaten zur Duft-Kunst des frühneuzeitlichen Japans. München: Iudicium Verlag.

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