HOME Back

Use the

Planning a Trip to Japan?

Share your travel photos with us by hashtagging your images with #visitjapanjp

Yabusame - der ultimative Guide zu Japans berittenem Bogenschießen von Josko Kozic

9. 03. 2023

 

Rasende Pferde und tosende Pfeile, präzise und mit vollster Konzentration abgeschossen von tapferen Bogenschützen in ihren anmutigen Kostümen. Das klingt zwar wie aus einem alten Samurai-Film, ist aber völlig echt und greifbar nahe. Mehr dazu erfahrt ihr hier von Josko, der als offizieller Partner die älteste Yabusame-Schule Japans berät und fleißig unterstützt.

 

Yabusame – Spektakel für die Götter

 

Bei Pfeil und Bogen mag manch einer sofort an japanische Kampf- und Kriegskunst denken, liegt bei Yabusame jedoch damit nicht ganz richtig. So hat dieser wunderschöne Kunst des berittenen Bogenschießens vor allem den Zweck, die Abermillionen Götter Japans zu unterhalten und diese um ihren göttlichen Segen zu bitten. Deshalb wird Yabusame oft als Shinto-Ritual (shinji) an vielen Schreinen Japans abgehalten. Darunter bekannt sind vor allem der Tsuruoka-Hachimangu Schrein in Kamakura, der Meiji-Jingu-Schrein in Tokyo sowie der Kamigamo-Schrein in Kyoto.

 

 

Ursprung und Merkmale des Yabusame

 

Yabusame in seiner heutigen Form wurde vor etwa 800 Jahren etabliert und wird heute hauptsächlich von der Takeda- sowie der Ogasawara-Schule gepflegt und praktiziert. Erste Erwähnungen über Yabusame gehen bereits auf das 6. Jahrhundert zurück, doch so richtig zu seiner Blüte kam es im 12. Jahrhundert, als der Shogun von Kamakura (Minamoto no Yorimoto) einen Yabusame-Experten zu Rate zog um gemeinsam die Regeln und Formalitäten des Rituals so zu bestimmen, wie man sie wohl heute kennt. Das berittene Schießen von Pfeilen wird Kisha („Reitschießen“) genannt, die Reitschützen selbst nennt man ite.

 

Zum wichtigsten Teil des gesamten Yabusame-Rituals gehört natürlich der Versuch der Reiter, die drei Ziele auf der insgesamt 218 Meter langen Rennstrecke mit ihrem Pfeil zu treffen. Dabei muss einerseits die Reittechnik und die Schießtechnik von höchster Präzision sein beides verlangt also ein hohes Konzentrationsvermögen der Reitschützen.Sie wetteifern dabei nicht um ihre kriegerischen Fähigkeiten und ebenso geht es nicht unbedingt nur darum, das Ziel zu treffen. Schon allein das Reiten, Zielen und Schießen der Pfeile erfüllt den eigentlichen Zweck vom Yabusame-Ritual: die Götter mit der Darbietung zu erheitern und für universellen Frieden, eine reiche Ernte und die Gesundheit der Menschen zu beten.

 

 

Grundausrüstung im Yabusame

 

  • charakteristische Hüte mit einem metallenen Dämonenkopf (kimen ayahigasa)
  • ein Hauptgewand (hitatare oder suou)
  • eine Halbweste (igote) auf ihrer linken Schulter, in welche das Familienwappen des Bogenschützen kunstvoll mit Goldfäden gestickt ist
  • ein Hirschfell, welches die Hüfte bedeckt (mukabaki)
  • ein Langschwert (tachi) und ein Kurzschwert (maezashi oder yoroi doshi), welche an der Taille hängen
  • Handschuhe, Tabi-Socken und spezielle Schuhe (igutsu)
  • ein Bogen (shigeto)
  • Pfeile (jindoya), die an der Taille getragen werden und an der Spitze abgerundet und aus Holz hergestellt sind, da Blutvergießen in Shinto-Ritualen als Tabu gilt
  • traditionell hergestellte, japanische Sättel (wagura)
  • eiserne Steigbügel für die Pferde (waabumi)

 

Besonders auffällig für den Betrachter sind die höchst ästhetischen Trachten und Ausrüstungsgegenstände der Reitschützen, welche ihnen ihre einzigartige, anmutige Ausstrahlung verleihen. Wer genau hinsieht, erkennt vielleicht auch die liebevoll verzierten Steigbügel. Vor allem die Takeda-Schule verwendet ausschließlich antike Stücke, die vor mehreren hunderten von Jahren während der Edo-Zeit hergestellt wurden und für die es heute nur noch einen Hersteller gibt, der die spezielle Technik beherrscht. Gleiches gilt auch für die Sättel und zeigt, wie selten und kostbar die gesamte Tradition des Yabusame ist. Die antiken Stücke werden deshalb mit allergrößter Sorgfalt behandelt und nach Bedarf repariert. Die eisernen Steigbügel sind groß und schwer und verleihen deshalb an Stabilität um den Reitschützen so zu ermöglichen, im schweren Tachisukashi-Stil zu reiten.

 

 

Schieß- und Reittechniken im Yabusame

 

Die Ite beherrschen eine außergewöhnliche Reittechnik namens Tachisukashi, die es nur in Japan gibt und die besonders im Yabusame wichtig ist. Der Begriff bedeutet so viel wie „stehen und Platz lassen“, denn Tachisukashi ist eine Form des Reitens, bei welcher die Reitschützen ihre Beine nicht an Körper des Pferdes drücken, stattdessen Platz dazwischen lassen und während des gesamten Ritts stehen, ohne auf dem Sattel zu ruhen. Dabei müssen die Reitschützen ihre Hüften in einem Abstand so dünn wie ein Blatt Papier vom Sattel entfernt halten, was sehr schwierig zu meistern ist. Durch diesen Reitstil behält der Körper des der Reitschützen eine stabile Haltung, ohne dass sich ihre Oberkörper auf- und abbewegen und ermöglicht es, ihre Pfeile von den galoppierenden Pferden aus genauer auf die Ziele zu richten. Zu den drei wichtigsten Schießtechniken im Yabusame gehören:

 

  • Yundeyoko: der Pfeil wird direkt nach links geschossen
  • Beim Yabusame schießen die Reitschützen immer drei Pfeile hintereinander nach links ab
  • Yundesugai: der Pfeil wird nach unten ausgerichtet auf ein Ziel geschossen, welches auf der linken Seite im Boden befestigt ist.
  • Dieser Stil wird bei der sogenannten Kasagake-Darbietung verwendet
  • Metetsugai: der Pfeil wird auf ein Ziel gerichtet, welches auf der rechten Seite im Boden platziert ist
  • Dies ist eine sehr schwierige Technik, da die Reitschützen mit ihrem Bogen in der linken Hand den Körper weit verdrehen und den Bogen über den Hals des Pferdes auf die rechte Seite schieben und dann zielen müssen

 

Ablauf eines typischen Yabusame-Rituals

 

Beim Yabusame wird der eigentliche Hauptteil des Pfeil- und Bogenschießens begleitet von einer Vielzahl an Ritualen, die sowohl vor als auch nach dem Hauptteil voller Erhabenheit und Bedacht ausgeführt werden. So ist ein klassisches Yabusame-Ritual wie folgt aufgebaut:

 

  • Das Betreten des Feldes (shutsujin): mit dem Klang der Trommel versammeln sich die Teilnehmer und beginnen der Reihe nach ihren Marsch
  • Widmung/Offerierung des rundköpfigen Pfeils (kaburaya hoken) & Gebetsrezitation (ganmon sojo): die Teilnehmer betreten den heiligen Gebetsbereich, bevor ein Ausführender, der sogenannte Magistrat, einen rundköpfigen Pfeil mit Metallspitze den Göttern darbringt
  • Ritual des Ertönens der Bogensehne (meigen no gi): um den Bereich von bösen Geistern zu befreien, lässt man dreimal die Bogensehne erklingen. Das Ritual soll auf das elfte Jahrhundert zurückgehen, als Minamoto no Yoshiie, ein berühmter Bogenschütze, den Kaiser von seiner Krankheit befreite, indem er dreimal die Sehne seines Bogens erklingen ließ
  • Gebet um Frieden im Himmel und auf Erden (tencho chikyu no shiki): der vom Magistrat ernannte Reiter reitet zur Mitte und im Kreis dreimal nach links und zweimal nach rechts, spannt dann den Bogen rund „wie den Vollmond“ und zielt zum Himmel und zur Erde, er betet für Frieden, eine reiche Ernte und die Gesundheit aller Menschen
  • Prozession (kogun): im Takt der Marschtrommel marschieren die Teilnehmer in Formation zum Reitplatz
  • Testlauf (subase): der Magistrat schlägt die Trommel als Startzeichen für den Testlauf und die Bogenschützen reiten ihre Pferde im vollen Galopp durch den Parcours, ohne ihre Pfeile abzuschießen
  • Pfeilschießen für die Götter: (housha): Hauptteil des Yabusame-Rituals
  • Wettkampfschießen (kyosha): der unterhaltsamste Teil, bei dem die Ziele aus Holzplatten mit welchen aus Keramik ersetzt werden, welche zerbrechen und Konfetti durch die Luft fliegen lassen, sobald man sie mit dem Pfeil trifft
  • Siegeszeremonie (gaijin no shiki): der Klang der Trommel schließt das Wettkampfschießen ab und der Reitschütze mit den meisten Treffern rückt mit einer Zielscheibe in der Hand in die Mitte vor und kniet nieder. Nach einer Inspektion wird die Kampftrommel dreimal geschlagen und alle Teilnehmer antworten mit einem Siegesruf. Das Ritual stellt auch eine Metapher für die Inspektion der vertrieben bösen Geister dar
  • Nippen am heiligen Sake (naorai): die Teilnehmer trinken heiligen Sake, ziehen sich zurück und markieren das Ende aller rituellen Vorgänge

 

Zuletzt ganz wichtig zu erwähnen sind die Assistenten (shoyaku), welche das Yabusame-Ritual in Form verschiedenster Aufgaben begleiten und so zum Beispiel für das Aufheben der Pfeile sowie das Prüfen der Ziele zuständig sind. Auch sie tragen traditionelle Kleider sowie Hüte und bilden einen wichtigen Bestandteil der gesamten Zeremonie.

 

 

Yabusame heute – Spektakel für die ganze Welt

 

Die faszinierende, mitreißende Welt des Yabusame gehört längst zu den Traditionen Japans, die man hautnah miterleben kann. In diesen Genuss kommen nicht selten auch hochrangige Weltpersönlichkeiten. So haben die Reitschützen der Takeda-Schule bereits ein Yabusame-Ritual während eines Besuchs von Barack Obama sowie Prinz Charles abgehalten. Die besonders weltoffene und aufgeschlossene „Japan Equestrian Archery Association“ (ihrerseits an die Takeda-Schule angeknüpft), ist seit einigen Jahren Teil des Programmes der „Japan Cultural Expo“, welche sich für dafür einsetzt, dass solch exklusive Darbietungen wie die des Yabusame nicht zuletzt auch einem großen, internationalen Publikum zugänglich gemacht werden. Im Zuge dessen wurde auch im Jahr 2022 wieder einmal die berühmte Kasagake-Aufführung am Kamigamo-Schrein in Kyoto mit einer ausgezeichneten Dolmetscherin abgehalten, die jeden Schritt während der Darbietung auf Englisch übersetzte. Außerdem wurde die gesamte Aufführung live auf YouTube übertragen und empfing vor Ort Gäste aus aller Welt, darunter auch nach Japan entsandte Botschafter allermöglicher Länder. In der Live-Übertragung wird der Name jedes Pferdes sowie etwas über seinen Charakter verraten. Schon nach dem ersten Zuschauen wird einem klar, wie wichtig der Bezug der Reitschützen zu ihren Pferden ist. Der Verein betreut zurzeit mehrere nicht-japanische, vorrangig weibliche Reitschützen (zum Beispiel: Akinoroza auf Instagram) und liefert zahlreiche Informationen, neuste Termine sowie lehrreiches Video-Material auf Englisch auf seiner Webseite. Für alle, die sich einmal ganz intensiv zum Thema „Yabusame“ informieren und weiterbilden möchten, wird der folgende Vortrag des hervorragenden Reitschützes Herr Yuya Sebata empfohlen.

 

Yabusame auf der Japanreise erleben

 

Zuletzt für euch noch ein kleiner Überblick zu den jährlich stattfindenden Yabusame-Events:

 

Please Choose Your Language

Browse the JNTO site in one of multiple languages