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Eine Zeitreise durch Hakone – Außergewöhnliche Wandertipps für den bekannten Onsen Ort von Susanne Steffen

09. 02. 2023

 

Susanne Steffen, geboren 1973, arbeitet seit über zehn Jahren als Auslandskorrespondentin in Japan. Sie betreibt den Medienservice JapanUpdate, mit dem sie regelmäßig Beiträge für deutsche TV-Sender über Land und Kultur dreht. Sie lebt mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann in der Nähe von Tokyo.

 

Hakone als Ziel für den nachhaltigen Wanderurlaub

 

Diese Testtour wird sicher nicht einfach für Shin. Wir alle waren bereits Dutzende Male in Hakone. Es wird schwer werden, uns etwas Neues zu zeigen“, denke ich. „Wir haben 20 Millionen Touristen pro Jahr“, erklärt Shin, „aber für die meisten besteht Hakone nur aus den rauchenden Bergen in Owakudani und ein paar heißen Quellen. Dabei hat Hakone jede Menge Weltklasse-Wanderrouten zu bieten“, ergänzt er, während er uns zur Gepäckstation des Bahnhofs lotst. Für ein paar hundert Yen sorgt dieser Service dafür, dass unser Gepäck heute Nachmittag pünktlich zum Check-in in unserem Hotel liegt. Super praktisch!

 

Allgemeine Tipps zu Hakone in unserem Youtube-Video

 

Mit leichtem Gepäck setzen wir uns in einen Bus, der uns raus aus dem beschaulichen Städtchen und über Serpentinen in die Berge führt. In den nächsten drei Tagen werden wir ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel nutzen, die im Preis unseres „Hakone Free Pass“ enthalten sind. Schließlich soll unsere Tour auch ein Beispiel für nachhaltiges Reisen sein.

 

Hakone Hachiri – einer der bekanntesten Wanderwege Japans

 

Unser erstes Ziel: „Hakone Hachiri“ – der wohl berühmteste, noch erhaltene, mittelalterliche Wanderweg Japans und einem Teil der ehemaligen Tokaido-Handelsroute.

 

Wir beginnen unsere Tour mit einer Wanderung auf dem alten Tokaido Weg

 

Gigantische Zedern säumen den 400 Jahre alten Pfad aus überdimensionalem Kopfsteinpflaster. Ein paar Sonnenstrahlen schaffen es durch die uralten Baumkronen auf die moosbedeckten Steine. Das Tokugawa-Shogunat hat den Weg im frühen 17. Jahrhundert anlegen lassen, damit die Regionalfürsten aus dem Westen des Landes von der alten Kaiserstadt Kyoto in das neue wirtschaftliche und politische Zentrum nach Tokyo pilgern konnten, um dem Shogun ihre Ehrerbietung zu erweisen. Die Vulkanlandschaft von Hakone galt als anstrengendster und schwierigster Teil der 500km langen Strecke. Die Namen, die die Einheimischen den verschiedenen Teilstrecken gegeben haben, sprechen Bände. „Onna korogashi zaka“, auf deutsch etwa „Hügel, auf dem Frauen ausrutschen“ heißt unser erster Anstieg. Ausgerüstet mit stabilen Wanderschuhen strengt uns die Strecke nur mäßig an. Wir können nur ahnen, wie beschwerlich es für die oft mehrere hundert Menschen umfassenden mittelalterlichen Reisegesellschaften gewesen sein muss, den Weg in Strohsandalen zu meistern. Wer es sich leisten konnte, konnte sich auf einer Sänfte tragen lassen, erzählt Tourguide Shin. „Bequem war das allerdings nicht. Die Gäste mussten nämlich auf ein Seil beißen, damit sie sich nicht die Zähne ausschlagen auf dem rumpeligen Terrain“, weiß Shin.

 

Insgesamt 32km könnte man heute noch auf dem Originalpfad aus dem 17. Jahrhundert wandern. Wir verlassen den Pfad aber nach ein paar Kilometern und machen Zwischenstopp in Hatajuku – einer alten Herbergssiedlung für den Hofstaat der reisenden Fürsten. Heute ist Hatajuku vor allem bekannt, weil hier einige der größten Meister der Yosegi-Holzkünstler ansässig sind. Die Künstler arbeiten mit Hölzern, die von Natur aus unterschiedliche Farben haben und setzen sie zu komplizierten geometrischen Mustern zusammen. Da wir noch ein volles Programm haben, dürfen wir das Probierset mit nach Hause nehmen und mit der beiliegenden Anleitung unser Häschen (Tierkreiszeichen für 2023) selbst zusammenkleben. Laut der Besitzerin der Manufaktur war Yosegi-Geschirr und Schmuck übrigens auch schon vor 200 Jahren ein beliebtes Souvenir für Reisende.

 

 

Entlang des Tokaido das ursprüngliche Japan erleben

 

Nach der Mittagspause in einem Soba-Nudel-Restaurant um die Ecke nehmen wir den Bus zum „Amazake Chaya“ – dem letzten noch erhaltenen Teehaus für mittelalterliche Tokaido-Touristen. Seit 400 Jahren kümmert sich Familie Yamamoto mit beispielloser Gastfreundschaft um erschöpfte Reisende. Vieles hier sieht noch so aus wie es wohl auch in der Zeit des Edo-Shogunats ausgesehen hat. Mein Blick fällt sofort auf den Irori-Ofen, an dem sich wohl schon viele Generationen von Reisenden an kalten Tagen wie heute gewärmt haben. Inhaber Satoshi Yamamoto, ein Freund von Tourguide Shin, bringt uns süßen, warmen Reissaft (Amazake). „Das Rezept ist seit 400 Jahren unverändert“, erzählt Yamamoto stolz, während er sich zu uns setzt. Sein Haus habe in den letzten 400 Jahren nie geschlossen, erzählt der 55jährige. Weder an Feiertagen, noch in Kriegszeiten. „Denn man weiß nie, wann ein Reisender vorbeikommt und uns braucht“, erklärt er. In den schlimmsten Zeiten kam vielleicht ein Reisender pro Woche. Um das Überleben der Familie zu sichern, mussten die Jungen auswärts Geld verdienen gehen. Hat die Familie nie ans Aufgeben gedacht, wollen wir wissen. „Oft“, antwortet Yamamoto und lacht. Doch erst kürzlich habe er wieder einen Brief von einem Wanderer bekommen, der den gesamten Tokaido von Tokyo nach Kyoto gelaufen ist. Hakone sei noch immer der schwierigste Teil der Strecke, umso besser habe dafür Yamamotos Amazake geschmeckt, schrieb der Wanderer. „Für solche Momente lohnt es sich weiterzumachen“, freut sich Yamamoto. Auch für uns ist der Besuch bei den Yamamotos ein Highlight des Tages. Wir sind tief beeindruckt von Satoshis Geschichten aus 13 Generationen mit Inbrunst gelebter Gastfreundschaft.

 

Das Amazake Chaya umsorgt Reisende seit 400 Jahren

 

Mittagspause im Soba-Restaurant. Guide Shin kennt den Besitzer und weiss, was am besten schmeckt

 

 

 

Tourguide Shin hat Mühe, unsere endlosen Fragen an Yamamoto-san zu stoppen, damit wir pünktlich zum Abendessen in unserem Hotel ankommen. Im Ryokan „Hoeiso“ wartet schon ein Onsen Bad auf uns. In der liebevoll gestalteten, riesigen Gartenanlage, direkt neben einem kleinen Flüsschen, liegt das „Rotenburo“ – das Freiluftbad. Ich strecke meine müden Beine in dem mineralienhaltigen, extrem weichen Quellwasser aus und genieße den Blick auf den Fluss und die Bergwälder dahinter. Herrlich! Erfrischt nach dem Onsen Bad lassen wir den Abend ausklingen mit einem japanischen Kaiseki Menü der Extraklasse.

 

Jedes Kaiseki Menü ist ein kleines Kunstwerk.

 

Wandern mit Blick auf den Mt. Fuji

 

Tag Zwei beginnt mit einem typischen Ryokan-Frühstück: Reis, gegrillter Fisch, eine warme Tofu-Suppe und ein paar Gemüsebeilagen. Wir müssen Kraft tanken – schließlich wollen wir heute auf dem äußeren Rand des Vulkankraters wandern. Wir starten unsere Tour am See Ashi. Der See gehört zu den berühmtesten Touristendestitationen in Hakone, weil man von hier einen tollen Blick auf den Fuji hat. Kaum haben wir den Mainstream-Touristenpfad verlassen, ist unsere Strecke beinahe menschenleer. Und das, obwohl der Fuji-Blick während unseres Aufstiegs von Meter zu Meter atemberaubender wird. Auf halber Strecke machen wir Pause und bestaunen den gigantischen Krater, in dem Hakone liegt. Auch die Schwefelschwaden, die der Vulkan in Owakudani auf der anderen Seite des Kraters ausspuckt, können wir sehen. Gegen Mittag erreichen wir den Gipfel des Marudake, wo wir ein Picknick mit Reisbällchen-Lunchpaketen machen. Wir sind hungrig vom Aufstieg – aber auch Adam, unser ältester Teilnehmer, der sich als durchschnittlich sportlichen Mittsechziger beschreibt, fühlt sich fit genug für den gemütlichen Abstieg nach Gora.

 

Fast während des gesanten Anstiegs haben wir einen fantastischen Blick auf den Fuji

 

Auf der anderen Seite des Kraterrands sehen wir die rauchenden Berge von Owakudani

 

Wir checken ein ins Hotel Indigo Hakone Gora, einem der neuesten Hotels westlichen Stils in Hakone. Jedes Zimmer hat sein eigenes Privat-Onsen auf der Terasse. Beinahe jedes Hotel in Hakone hat seine eigene Quelle – überall ist die Mineralienzusammensetzung des Wasser ein bisschen anders. Heute fühlt sich das Wasser nicht ganz so weich an, aber ich spüre sofort, dass meine Haut die Mineralien quasi aufsaugt und ganz weich und glatt wird.

 

Das Hotel Indigo bietet westlichen Komfort auf hohem Niveau - und jedes Zimmer hat einen privaten Onsen!

 

Unser Abendessen ist ein Festmahl aus einem westlichen Fisch- und Fleischdelikatessen, aber ganz deutlich mit einem japanischen Sinn für kunstvolles Food-Design. Das perfekte Gegenstück zur gestrigen Kaiseki-Küche!

 

Rokudo-Buddhafiguren und Yusaka-Pfad

 

Unser letzter Tag beginnt mit einem Ausflug zu den Rokudo-Buddhafiguren, die die Einheimischen für die Reisenden in Stein gemeißelt haben, um ihnen sicheres Geleit zu wünschen. Vor allem denjenigen, die die beschwerliche Reise mit ihrem Leben bezahlen mussten. Wir sind tief beeindruckt, wie viel Mühe sich die Menschen in Hakone damals gemacht haben, um Reisenden das Leben ein bisschen leichter zu machen. Bei all unseren Begegnungen in Hakone haben auch wir diese unaufdringliche, fürsorgliche und herzliche Gastfreundschaft der Einheimischen erlebt. Als wir an den zum Teil noch sehr gut erhaltenen Steinfiguren vorbeiwandern, sind wir uns einig, dass Hakone auch heute noch einer der besten Orte ist, denen Reisende begegnen können.

 

Diese Buddhafiguren haben die Einheimischen fuer die Reisenden aufgestellt

 

Der Weg führt direkt auf den „Yusaka“-Pfad, der vor dem Bau der Tokaido-Strecke Hakone mit Kamakura verbunden hat. Heute ist die Strecke ein bequemer, gut ausgebauter Wanderweg, der selbst für Ungeübte gut zu bewältigen ist. Nach der Mittagspause auf dem Gipfel des Berg Sengen, beschließen wir spontan eine kleine Programmänderung und nehmen den Abstieg in Richtung Miyanoshita, wo wir das älteste Resorthotel Hakones aus dem späten 19. Jahrhundert besichtigen. Das Fujiya-Hotel empfängt noch immer Gäste – im Stil des 19. Jahrhunderts, aber selbstverständlich mit allem modernen Luxus. Obwohl wir keine Übernachtungsgäste sind, kann Shin den Hotelchef überzeugen, uns das hoteleigene Museum zu öffnen. Hier ist akribisch und anschaulich mit vielen Originaldokumenten, Fotos und Einrichtungsgenständen dokumentiert, wie Hakone zur modernen Touristenattraktion wurde. Das Fujiya war immer schon der Promi-Geheimtipp: U.a. haben Charlie Chaplin, Helen Keller, John Lennon, Prinz Charles und zwei japanische Kaiser hier genächtigt.

 

Der Anstieg ist auch fuer ungeübte Wanderer zu meistern

 

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Bevor wir uns in den Zug zurück nach Tokyo setzen, hat Shin noch einen letzten Zwischenstopp organisiert: Ein öffentliches Onsen Bad (Hakone Yuryo in Hakone Yumoto) mit einem mehreren Indoor- und Outdoor-Becken. Während ich mich von Becken zu Becken vorarbeite und das Quellwasser dafür sorgt, dass mein Muskelkater verschwindet, fällt mir meine anfängliche Skepsis wieder ein, dass Hakone mir vielleicht nichts Neues mehr bieten kann. Weit gefehlt! Nachdem ich drei Tage lang in den Fußstapfen dutzender Generationen von Reisenden gewandert bin und so viele inspirierende Bekanntschaften geschlossen habe, sehe ich sogar das Quellbad mit anderen Augen. Ein Onsen ist so viel mehr als einfach nur Wellness. Für die Wanderer der letzten Jahrhunderte müssen die Quellen kleine Oasen gewesen sein nach den Strapazen der Reise. Genau so empfinde ich es heute auch. Hakone, ich komme noch viele Male wieder!

 

Mehr Informationen zu Hakone gibt es hier.

Kontakt zu Tourguide Shin Kaneko gibt es auf Explore Hakone

E-mail: info@explore-hakone.com

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