Japanischer Feiertag Ein Tag nur für Mädchen: das Hinamatsuri
Japanische Puppen am Hinamatsuri – der japanische Mädchentag
Wer sich auf Social Media bewegt, ist sicher schon einmal über das ein oder andere typisch japanische Emoji gestolpert. Unter anderem vielleicht auch das japanische Puppen Emoji 🎎? Das ist nämlich das offizielle Emoji für den Japan Feiertag: Hinamatsuri – dem Mädchentag. Wem bei dem Begriff der gleichnamige Manga von Masao Otake ins Gedächtnis gerufen wird, liegt gar nicht so falsch. Auch wenn der Manga nicht mit dem Mädchentag Hinamatsuri zu tun hat, spielt der Namen seiner Hauptfigur „Hina“ auf dieses berühmte Fest in Japan an.
Hinamatsuri, auch Hina Matsuri geschrieben, wird allgemein als Puppentag oder Mädchentag übersetzt. Auf Japanreise macht sich der Mädchentag an den vielen japanischen Puppen bemerkbar, die in den Fenstern von Wohnhäusern oder an öffentlichen Orten ausgestellt werden. Hinter diesem Brauch zum Hinamatsuri steht eine sehr lange Tradition, denn ursprünglich gehörte das Hinamatsuri zu den sogenannten Gosekku oder Sekku. Das sind die fünf saisonalen Japan Feiertage, die am kaiserlichen Hof schon seit dem siebten oder achten Jahrhundert gefeiert wurden. Zu diesen fünf Matsuri gehören auch das Neujahrsfest, der Kindertag Kodomo no hi, das Sternenfest Tanabata und das Chrysanthemenfest im September. Auch heute noch ist der Mädchentag einer der beliebtesten Japan Feiertage und bildet das Gegenstück zum Kindertag Kodomo no hi, der lange als Jungentag gefeiert wurde.
Wann findet das Hinamatsuri statt?
Ursprünglich wurden die Japan Feiertage des Gosekku nach dem japanischen Mondkalender gefeiert. Das gegenwärtig als Hinamatsuri bekannte Fest fiel damit auf einen Zeitraum Ende März – genauer gesagt auf einen unregelmäßigen Tag zwischen dem 21. März und dem 20. April. Da genau diese Zeit durch die Pfirsichblüte geprägt wurde, war der Tag zunächst als Momo no Sekku (Pfirsichfest) bekannt. Mit der Verabschiedung des Mondkalenders wurde das Hinamatsuri gemäß der fünf Sekku (saisonale Japan Feiertage) auf den dritten Tag des dritten Monats gelegt. Auch wenn der 3. März heute nicht mehr unbedingt mit der Pfirsichblüte zusammenfällt, so ist die Symbolik des Pfirsichs bis heute mit dem Mädchentag eng verbunden geblieben.
Japanische Puppen beim Hinamatsuri
Die klassischen Hina Puppen (hina ningyō) als zentrales Element des Hinamatsuri, entstanden wahrscheinlich zum Beginn der Edo-Zeit im 17. Jahrhundert. Denn zum ersten Mal sollen Hina Puppen bereits im Rahmen des Pfirsichfestes gezeigt worden sein, als im Jahr 1629 die junge Prinzessin Meisho den kaiserlichen Thron Japans bestieg. Regierenden Kaiserinnen war es zu jener Zeit nicht gestattet zu heiraten und so schuf Meishos Mutter, Tokugawa Masako, ein Puppenarrangement, das eine Hochzeitszeremonie darstellte. Damit wollte sie ihre Tochter über die untersagte Hochzeit hinwegtrösten.
Der Brauch Hina Puppen am Pfirsichfest aufzustellen, setzte sich durch das kaiserliche Beispiel schnell durch und 1687 wurde das Fest offiziell zum Hinamatsuri umbenannt. Der japanischen Puppe wurde zugesprochen, dass sie Unglück abwehren und Glück für die Mädchen anziehen sollte. Mit dieser Symbolik erhielten die japanischen Hina Puppen Einzug in viele edo-zeitliche Haushalte. Puppenmacher begannen, aufwendige Hina Puppen für das Fest herzustellen. Mit der Zeit entwickelte sich das feste Arrangement zu einem Set mit fünfzehn Hina Puppen und Zubehör. Bis dahin war die japanische Puppe vornehmlich Spielzeug. Nun wurden sie schnell so teuer, dass sie zu kostbaren Schmuckstücken wurden. Ein treppenförmiges Gestell (Hinadan) bedeckt mit rotem Stoff dient seither dem Aufstellen der Hina Puppen. So werden die teuren japanischen Puppen ideal präsentiert und halten sie zugleich von neugierigen Kindern fern. Schöne Hina Puppen sind in der Regel auch heute noch recht teuer und werden deshalb oft als Erbstücke weitergegeben.
Die Symbolik der Hina Puppen als Hochzeitsgesellschaft
Die Hina Puppen werden kurz nach Setsubun, dem traditionellen Frühlingsanfang, der nach heutigem Kalender auf den Beginn des Februars fällt, aufgestellt – spätestens jedoch eine Woche vor dem 3. März. Für Familien kleiner Mädchen ist das erste Hinamatsuri besonders wichtig. Die kleinen Mädchen werden für ihr erstes Hinamatsuri oft in besonders schöne Kimonos gekleidet und bekommen neue oder die schon vorhandenen Hina Puppen von ihren Müttern geschenkt. So wie es zum Pfirsichfest üblich war, bitten die Familien in diesem Zuge für die Mädchen um Gesundheit, Wohlstand und Glück. Die meisten Familien in Japan haben zumindest die beiden zentralen Hina Puppen aus dem 15-teiligen Set. Hierbei handelt es sich um das Brautpaar einer Brautgesellschaft, die noch auf die Puppentradition aus der Heian-Zeit zurückzuführen sind. Manchmal wird auch gesagt, es seien Kaiser und Kaiserin. Doch es gibt noch weitere Arten der japanischen Puppe, die das volle 15-teilige Arrangement komplettieren. An der Spitze des Arrangements auf dem Hinadan befindet sich immer das Hauptpaar und darunter Diener, Instrumente spielende Kinder, Wachen und oftmals auf jeder Stufe Möbel in Miniaturform.
Traditionell werden die japanischen Puppen am Tag nach dem Hinamatsuri weggeräumt. Ein Aberglaube in Japan besagt, dass ein längeres Stehenlassen der Puppen zu einer verspäteten Heirat der Tochter führt. Trotzdem können die Hina Puppen in vielen Fenstern und öffentlichen Ausstellung noch über den Mädchentag hinaus bewundert werden. Der praktische Grund, weshalb die Puppen normalerweise nicht länger stehen bleiben, ist in Wahrheit recht simpel: Die teuren Hina Puppen können durch feuchtes Klima im beginnenden Frühling und in der folgenden Regenzeit leicht Schaden nehmen.
Hängende Hina Puppen beim Hinamatsuri?
Auffällig bei der Hinamatsuri Dekoration sind häufig rote Kordeln mit Quasten und vielen bunten Ornamenten am Ende. Oft sind es Tiere, Babypuppen, Blumen, Obst und Gemüse oder traditionelle Spielzeuge, die als Ornamente an diesen Kordeln hängen. Wer auf Japanreise zum Mädchentag ein aufmerksames Auge hat, dem fallen diese bunten Ornamente direkt auf. Die Farbe Rot dominiert die Arrangements, weil man glaubte, dass die Farbe böse Geister abwehrt. Früher wurden die kleinen als „Tsurushi-Bina“ (hängende Hina Puppen) bezeichneten Ornamente aus Resten von Kimono-Stoffen genäht. Von den bunt gemusterten Stoffen dieser japanischen Traditionskleidung haben die hängenden Hina Puppen ihre bunten Farben.
Festliche Kulinarik: Japan Essen zum Hinamatsuri
Japanreisende, die sich am Mädchentag weniger für die Traditionen und japanische Puppen begeistern können, werden spätestens von der japanischen Festtagsküche überzeugt. Wie viele andere Japan Feiertage ist das Hinamatsuri ein Tag, an dem die Menschen im Familienkreis besondere Gerichte und Leckereien genießen. Ein typisches Gericht, dass am Mädchentag genossen wird, ist Chirashizushi. Übersetzt heißt dieses Gericht „Streu-Sushi“, weil es ganz nach den eigenen Vorlieben bestreut wird, anstatt wie die uns bekannten Maki- und Nigiri-Sushi akkurat gerollt. Belag wie Omelett, Nori Algen, Lachsrogen, Pilze und Lotuswurzel werden in dünne, feine Streifen geschnitten und auf den mit Essig gesäuerten Sushi Reis verstreut. Andere besondere Gerichte, die am Hinamatsuri gegessen werden, sind die klare Muschelsuppe Hamaguri und viereckige Hishi Mochi. Die Mochi werden aus rosa, grünen und weißen Mochi-Teig-Schichten zubereitet und stechen so farblich besonders schön hervor. Ein weiter Snack sind Hina Arare, gepuffte Reiscracker in weiß, rot, pink, grün und gelb. Getrunken wird Amazake, ein süßliches Getränk aus fermentiertem Reis mit einer sehr langen Tradition, dass keinen oder sehr wenig Alkohol enthält. Eine leckere Auswahl japanischer Köstlichkeiten, die zum Durchprobieren einlädt.
Chirashizushi und Muschelsuppe sind traditionelle Spesen zum japanischen Mädchentag
Das Hinamatsuri auf Japanreise miterleben
Japanische Puppen und Dekorationen können den Februar hindurch überall entdeckt werden. Viele Kaufhäuser, Supermärkte und Café-Ketten haben zur Zeit des Hinamatsuri auch verschiedene Specials zum Feiertag im Angebot.
Neben der allgemeinen Feierstimmung gibt es auch verschiedene große Feierlichkeiten, die sich mit eine Japanreise verbinden lassen:
Katsuura Big Hinamatsuri
Die wahrscheinlich berühmteste Veranstaltung zum Mädchentag in Japan findet in Katsuura, einer kleinen Küstenstadt in der Präfektur Chiba, statt. Der Hauptschauplatz des Katsuura Big Hinamatsuri ist der Tomisaki-Schrein, wo etwa 2.000 japanische Puppen auf den Treppen des Schreins ausgestellt werden. Insgesamt werden von Ende Februar bis Anfang März über 30.000 Hina Puppen in der ganzen Stadt ausgestellt. Eine große Sammlung Hina Puppen findet man auch vor dem Tor des Kakuoji-Tempels und eine weitere an der Sumina-Kreuzung. Was japanische Puppen anbelangt, kommen Touristen bei der großen Ausstellungspracht auf ihre Kosten.
Setoyashiki Hinamatsuri
Das Ashigari-go Setoyashiki ist ein 300 Jahre altes Haus in Kaisei in Kanagawa und gehört der Familie Seto, die in der Region lange Zeit viel Einfluss hatte. Es kann das ganze Jahr über besichtigt werden, aber zum Hinamatsuri lockt das Haus mit einem besonderen Spektakel und der Besuch zum Mädchentag lohnt sich deshalb doppelt. Zu den Highlights gehören die zweieinhalb Meter hohe Pyramide und über 8.000 handgefertigte Hina Puppen.
Yanagawa Hinamatsuri in Fukuoka
Wer es wirklich wissen will, der sollte auf Japanreise zum Mädchentag das Yanagawa Hina Matsuri in Fukuoka einplanen. Hier gibt es eine ganz einzigartige Tradition namens Sagemon. Wenn das Hinamatsuri näher rückt, sind gleich mehrere Ereignisse mitzuerleben und Japanreisende tauchen in einzigartige japanische Traditionen ein. Vom 11. Februar bis zum 3. März gibt es in der Stadt verteilt verschiedene Plätze, an denen die Ornamente der hängenden Hina Puppen bewundert werden können. Damit man keine japanische Puppe vergisst, gibt es eine eigene Karte, die einem den Sagemon Megure (einen Rundweg) weist. Das Hinamatsuri wird am 11. Februar mit einer Gebetszeremonie am Hiyoshi Schrein eingeleitet, gefolgt von einem farbenfrohen Festumzug. Die als Hina Puppen verkleideten Teilnehmer ziehen, zusammen mit ihren Kindern, vom Hiyoshi Schrein zur Fujiyoshi Grundschule. Im März gibt es dann noch die Hina Doll Water Parade, die auf Booten von Okinohata zum Mihashira Schrein zieht. An Bord Kinder und Mütter in wunderschönen Heian-Kostümen. Meist gibt es auch an verschiedenen anderen Tagen noch Events, denen auch Touristen beiwohnen können.
Izu Inatori Hinamatsuri
Inatori liegt im östlichen Teil der Izu-Halbinsel und ist eine kleine Stadt, die das ganze Jahr über mit heißen und entspannenden Onsen Bädern einlädt. Von Ende Januar bis Ende März lockt die Stadt mit einem eigenen Hinamatsuri Event. Der Susano Schrein ist einer der Hauptveranstaltungsorte der Festlichkeiten zum Mädchentag. Auf den 118 Steinstufen, die zum Schreingelände führen, werden Besucher mit einer beeindruckenden Ausstellung von Hina Puppen empfangen. Auch im Inatori Culture Park ist eine mehrstöckige rote Pyramide mit Hina-Puppen und Tsurushi-bina-Ornamenten zu bewundern.
Hina Puppen in Booten: Hina Nagashi Zeremonie am Awashima-jinja Schrein in der Wakayama Präfektur
Uralten Traditionen zum Mädchentag beiwohnen
Zusätzlich zu diesen klassischen Events bei denen Hina Puppen und Dekorationen im Zentrum stehen, gibt es auch noch die ältere Tradition, nach der Puppen den Fluss hinuntertreiben. Diese Tradition stammt aus der Zeit der ersten kaiserlichen Hofzeremonien. Damals war die Sterblichkeitsrate von Kleinkindern aufgrund von Infektionskrankheiten und einem fehlenden medizinischen System hoch. Man begann rund um den Frühlingfeiertag kleine Papierpuppen zu basteln und sie den Fluss hinunterfließen zu lassen. Durch dieses Ritual hofften Eltern, dass Unglück von ihren Kindern und Neugeborenen abgewendet würde. Heute setzt man dazu meist die Hina Puppen in Boote. Man kann diese Zeremonien zum Beispiel noch am Shimogamo Schrein in Kyoto und in der Küstenstad Kada am Awashima-jinja Schrein in der Wakayama Präfektur beobachten.
In Tottori, wo sich das Puppenmuseum Nagashibina befindet, kann man japanische Puppen das ganze Jahr über im Museum bewundern. Hier können Besucher der Bootzeremonie nicht nur am 3. März beiwohnen, sondern auch dem ursprünglichen Datum Anfang April nach dem Mondkalender. Hier gibt es einen ganzen Artikel dazu.