Japan Reisetipp Japanische Reisfeldkunst „Tanbo Art“ in ländlichen Regionen
Japans Kunst fasziniert die Welt schon lange. Ob Anime und Manga, Videospiele, digitale Kunstinstallationen oder das traditionelle Kabuki-Theater – Japan bietet einfach ein breites Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen. Kunst findet man in Japan auch dort, wo man sie am wenigsten erwarten würde: auf dem Land. Denn auch auf den Feldern der Reisanbauer gibt mitunter Kunstwerke zu bestaunen. Die japanische Reisfeldkunst hat längst das Internet erobert. Hier gehen Landwirtschaft und Ästhetik Hand in Hand und verwandeln riesige Reisfelder in prächtige lebendige Leinwände. Jedes Jahr pflanzen die japanischen Landwirte verschiedenste Reissorten an, um atemberaubende, von oben sichtbare Kunstwerke zu schaffen, die Besucher auf ihrer Japan Rundreise ins Staunen versetzen werden. Und nein, der Reis wird nicht etwa besprüht oder angemalt, sondern die Kunstwerke werden angepflanzt und wachsen!
Reisfeldkunst in Inakadate von 2016
Der Beginn der Reisefeldkunst in Inakadate
Die Idee aus eigentlich funktionalen Reisfeldern wahre Szenen zu erschaffen, die in Japan auch als „Tanbo-Kunst“ bekannt ist, geht auf ein kleines Dorf in der Tohoku Region namens Inakadate zurück, das in den frühen 1990er Jahren seine reiche Reisernte auf einzigartige Weise feiern wollte. Die örtlichen Bauern experimentierten mit der Anpflanzung verschiedener Reissorten, die sie strategisch so anpflanzten, dass große Kunstwerke entstehen würden.
Bis heute werden dort in jedem Jahr auf zwei Feldern neue Kunstwerke erschaffen, die man dann von einer Aussichtsplattform bestaunen kann. Hier wurden schon zahlreiche Kunstwerke, Filmposter und Anime-Helden „wachsen gelassen“ – von der Mona Lisa, bis zu „Vom Winde verweht“ bis zu berühmten Samurai und mystischen Figuren aus japanischen Legenden gibt es immer wieder etwas besonderes zu bestaunen. Wer seine Japanreise 2024 plant, kann Kunstwerke inspiriert von der in diesem Jahr ausgegebenen neuen 1000 Yen Banknote bestaunen.
Inakadate Village Office, Observation Deck & Cultural Hall - Von hier kann man die Reisefeldkunst am besten bestaunen
Was als buntes Experiment begann, gewann in Japan schnell an Popularität und entwickelte sich im ganzen Land zu einer richtigen Tradition, die Japan Reisende noch heute bestaunen können. Heutzutage kommen Künstler, Landwirte und Gemeinden jedes Jahr zusammen, um atemberaubende Kunstinstallationen auf den Reisfeldern Japans zu schaffen, die oft eine Hommage an traditionelle japanische Symbole, Landschaften und berühmte Persönlichkeiten darstellen. Die Kunstwerke werden von Jahr zu Jahr komplexer und größer und ziehen Einheimische und Touristen gleichermaßen in ihren Bann.
Reisefeldkunst in Inakadate 2018 zeigte Szenen aus dem Film „Ein Herz und eine Krone“ mit Gregory Peck und Audrey Hepburn
Lebendige Leinwände herstellen: die Techniken hinter der japanischen Reisfeldkunst
Reisfeldkunst wachsen zu lassen ist keine einfache Aufgabe. Sie erfordert eine sorgfältige Planung, Kreativität und Übung. Der Prozess beginnt lange vor der Reispflanzsaison, die in Japan mit Beginn der Regenzeit im Mai/Juni eingeläutet wird. Künstler und Bauern arbeiten eng zusammen, um das Kunstwerk zu entwerfen, wobei oft Motive aus der lokalen Kultur oder Elemente mit symbolischer Bedeutung als Vorlage dienen.
In Inakadate werden 7 verschiedene Reissorten benutzt, die in verschiedenen Farben wachsen. Wenn der Frühling naht, beginnen die Bauern damit, die Reisfelder für die Bepflanzung vorzubereiten. Sie markieren die Bereiche, in denen die verschiedenfarbigen Reissorten angepflanzt werden sollen, um die Präzision und Genauigkeit zu gewährleisten, die für die Umsetzung des Kunstwerks erforderlich sind. Mithilfe von GPS-Technologie und traditionellen Methoden wird der Reis entsprechend dem geplanten Design ausgesät. Das Kunstwerk kann nun wachsen!
Sobald der Reis gepflanzt ist, müssen die Landwirte die wachsenden Pflanzen mit äußerster Sorgfalt pflegen. Der Wasserstand wird reguliert und Schädlinge werden in Schach gehalten, um die leuchtenden Farben und Muster der Kunstwerke zu erhalten. Wenn die Reisfelder heranreifen, bilden die leuchtenden Farben der verschiedenen Reissorten eine atemberaubende Leinwand, der die Aufmerksamkeit von weither auf sich zieht und von einem Aussichtspunkt bestaunt werden kann.
Die japanische Reisfeldkunst ist nicht nur ein attraktives touristisches Spektakel das auch Reisende in ihrem Japan Urlaub verzaubert, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung ländlicher Traditionen und der Förderung des Gemeinschaftssinns der kleinen Dorfgemeinden. So waren 2007 in Inakadate alleine rund 700 Personen mit dem sähen des Reis für die Kunstwerke beschäftigt. Angesichts der fortschreitenden Verstädterung erinnert diese Kunstform an das ländliche Erbe Japans und eines der wichtigsten Lebensmittel des Inselstaates und dessen Bedeutung für die japanische Kultur: Reis.
Die Terasaka Reisterrassen zwischen Chichibu und Yokoze in der Saitama Präfektur
Die atemberaubende Schönheit der Reisfeldkunst zieht Besucher aus ganz Japan und der Welt an. Touristen kommen, um diese flüchtigen Meisterwerke von Aussichtsplattformen aus bestaunen zu können oder buchen einen der ebenfalls angebotenen Hubschrauberrundflüge, die eine atemberaubende Perspektive aus der Luft bieten. Ein Besuch ist meistens der perfekte Weg, um etwas über die japanische Kultur, Reisanbau und die landwirtschaftlichen Praktiken der Regionen zu erfahren.
Reisfeldkunst auf der Japanreise erleben
Hier sind ein paar Orte in Japan, an denen die künstlerischen Reisfelder bestaunt werden können:
1. Inakadate, Aomori Präfektur: Wie schon erwähnt gilt Inakadate als der Geburtsort der Reisfeldkunst in Japan. Das Dorf ist bekannt für seine großformatigen und komplizierten Kunstwerke, die Besucher aus dem ganzen Land und darüber hinaus anziehen.
2. Yonezawa, Yamagata Präfektur: Yonezawa ist ein weiteres beliebtes Ziel für Liebhaber der Reisfeldkunst. In der Region sind beeindruckende und kreative Designs zu sehen, die oft historische Figuren und Symbole darstellen.
3. Nagahama, Shiga Präfektur: Nagahama ist bekannt für seine lebendige und visuell beeindruckende Reisfeldkunst, die sowohl von der traditionellen japanischen Kultur als auch von modernen Themen inspiriert ist.
4. Miyazaki-Stadt, Miyazaki Präfektur: Miyazaki City bietet eine einzigartige Interpretation der Reisfeldkunst, in die oft Anime- und Manga-Figuren einfließen, was die Stadt zu einem spannenden und unterhaltsamen Ziel für Fans der japanischen Popkultur macht.
5. Gyoda, Saitama Präfektur: Für alle die in Tokyo und Umgebung unterwegs sind, ist Gyoda das wahrscheinlich nächstgelegene Ziel um ab Ende Juli Reisfeldkunst vom 50m hohen Kodai No Hasu-Tower zu bestaunen. Mit einer Größe von etwa 2,8 Hektar wurde die Reisfeldkunst hier 2015 vom Guinness-Buch der Rekorde als „Größtes Reisfeldkunstwerk der Welt“ ausgezeichnet.
Aber es gibt auch viele weitere Orte, die sich an der Reisfeldkunst versuchen. Haltet die Augen offen! Die Reisfeldkunst in Japan ist ein Zeugnis für die Kreativität und die enge Verbindung zwischen Menschen und Natur. Die filigranen Kunstwerke ziehen nicht nur die Zuschauer in ihren Bann, sondern erinnern auch daran, wie wichtig es ist, traditionelle Bräuche zu bewahren und die Schönheit der japanischen Landschaft zu feiern.