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Japans Geschichte 88 Tempel-Weg auf Shikoku In 88 Etappen der Erleuchtung näher

Der Shikoku Pilgerweg – Wandern auf der Japanreise

 

Der Vorortzug zockelt durch sattgrüne Reisfelder durch Shikoku. Am anderen Ende des einzigen Waggons vergleichen drei Schülerinnen in Matrosen-Schuluniform wortreich ihre Stiftedosen. Vom nächsten Bahnhof Naruto sind es nur ein paar Schritte zum Ryōzenji-Tempel, dem ersten Tempel des „88-Tempelwegs“ auf Japans kleinster Hauptinsel Shikoku.

 

88 Tempel

 

Der Pilgerweg verbindet auf einer Länge von circa 1400 km 88 Tempel, die zumindest in legendärem Bezug zu dem auf Shikoku geborenen Mönch Kōbo Daishi stehen, dem Begründer des esoterischen Shingon-Buddhismus.

 

 

Pilgern per Bus

 

„Dieser Tempel heißt Konsenji-Tempel. Die Haupthalle ist hier vorne, die Kōbo-Daishi Halle dort drüben links, die Toiletten rechts!“ Eine etwa zwanzigköpfige Pilgergruppe formiert sich im Tempel Nr. 3 der Shikoku-Reise zum Rezitieren des Herzsutras. Die meisten sind noch nicht ganz textsicher, und am lautesten klingt die tiefe Stimme der Reiseleiterin durch, die mit einem Teleskop-Stock den Takt vorgibt.

 

Shikoku 88-Tempel-Pilgerfahrt

 

Noch atemlos vom schnellen Beten entzünden die weißgekleideten Pilger dann eilig Kerzen und werfen ein osame-fuda, ein Kärtchen mit einem Bild des Kōbo Daishi, der Aufschrift „Shikoku 88-Tempel-Pilgerfahrt“ sowie ihrem Namen in eine Holzkiste. Danach bleibt gerade noch Zeit für ein paar Fotos und einen Blick in den Andenkenladen, bevor der Reisebus zur Weiterfahrt hupt. An das flotte Tempo dieser Shikoku Reise werden sich die meist schon älteren Pilger gewöhnen müssen, denn in den nächsten Tagen stehen täglich etliche Tempel und hunderte Buskilometer auf dem Programm dieser Pilgerfahrt.

 

Unterschiedliche Motive der Pilgerfahrt

 

Wie auf wohl allen Pilgerwegen sind die Motive der Pilger, diese Strapazen auf sich zu nehmen, vielfältig. Nicht alle, die nach Shikoku kommen, sind überzeugte Buddhisten. Eine allein wandernde junge Frau in Jeansjacke kramt zögerlich das Sutrenheft aus ihrer Umhängetasche und liest den Text leise ab. „Manchmal lese ich das Sutra, manchmal nicht. Eigentlich ist es mir ein bisschen peinlich, deshalb trage ich auch keine Pilgerkleidung“, erklärt sie.

 

Die Popularität des 88-Tempel-Weges

 

Fernsehsendungen, Spielfilme und pilgernde Prominente wie der spätere Premierminister Naoto Kan haben zur Popularität des 88-Tempel-Weges in Shikoku auch unter der jüngeren Bevölkerung beigetragen. Viele pilgern auch wieder zu Fuß oder per Rad.

 

Von Tempel zu Tempel

 

Das Fahrrad ist auch ein beliebtes Fortbewegungsmittel für eine andere Art von Pilgern, die Langzeitpilger. Von Tempel Nr. 88 schließen sie den Kreis zu Nr. 1 und beginnen von vorne. In anderen Gegenden Japans würden sie als Obdachlose gelten, aber auf Shikoku ist das anspruchslose Leben auf der Straße nicht anstößig. Kōbo Daishi selbst hat viele Jahre seines Lebens auf Wanderschaft verbracht und ist bettelnd von Tempel zu Tempel gezogen.

 

 

Geschenke für die Pilger in Shikoku

 

Abends verschenken die Angestellten des kleinen Supermarkts die übriggebliebenen Lebensmittel an Shikokus vorbeiwandernde Pilger: Gebratenen Reis, Frikadellen und Donuts. Es ist ihr „o-settai“: ein Geschenk. Denn wer pilgert, erwirbt spirituellen Verdienst, und wer den Pilgern etwas schenkt, hat daran teil.

 

Orangen und japanische Süßigkeiten

 

So schenken die Anwohner des 88-Tempelweges ihren Pilgern gern mal eine Orange, ein paar japanische Süßigkeiten oder einen eisgekühlten Energy-Drink – manche bieten sogar umsonst eine Übernachtungsmöglichkeit an.

 

Und endlich – nach etlichen Tagen oder auch Wochen – genießt man von einer kleinen Anhöhe aus den ersten Blick auf den Ōkuboji-Tempel, Nr. 88.

 

 

Praktische Informationen der Pilgerreise in Shikoku

 

Ein auch für sprachunkundige Pilger durchaus nützliches japanisches Handbuch mit guten Karten sowie Informationen über Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten entlang des Wegs (Shikoku Henro Hitoriaruki Dōgyō Futari Chizuhen) ist in Pilgerläden an den ersten Tempeln erhältlich.

 

Unterkünfte und Essen während der Pilgerreise

Viele japanische Tempel bieten traditionelle Unterkünfte (Shukubō) mit Abendessen und Frühstück an  – auch und gerade entlang des Shikoku Pilgerwegs. An der Route gibt es auch Familienpensionen und Gasthäuser, wildes Zelten ist überall am Wegesrand möglich und üblich.

 

In ein in Stoff gebundenes Pilgerbuch lässt man sich an jedem Tempel eine Kalligraphie und einen Stempel geben, denn jeder einzelne Tempel ist Bestandteil der Pilgerfahrt.

 

Weitere Informationen:

 

Literatur:

Auch auf Deutsch gibt es mittlerweile einige Erfahrungsberichte vom Pilgern auf Shikoku: 

 

  • Ryofu PusselBuddha-Cafe, Lovehotel und 88 Tempel: Meine Pilgerreise in Japan. 
  • Oswald StockAuf den Spuren von Kobo Daishi: Eine Pilgerreise zu den 88 Tempeln von Shikoku 
  • Gerald Kollhenro boke: Pilgern auf Japanisch

     

 

 

 

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