Expo 2025 Osaka – wieso sich ein Besuch im nächsten Jahr lohnt von Annika Belisle
16.08.2024
Annika Belisle arbeitet seit 2022 im Team des Deutschen Pavillons für die Expo 2025 Osaka. Ihr Arbeitgeber Koelnmesse verantwortet im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die deutsche Beteiligung an der Weltausstellung in Japan. Annika war vor Kurzem zum ersten Mal in Japan und fasziniert von dem Mix aus Tradition und Moderne. Heute erzählt sie von der anstehenden Expo und berichtet, wieso sich ein Besuch im Deutschen Pavillon auf jeden Fall lohnt.
Was ist die Expo 2025 Osaka?
Die Expo, also die Weltausstellung, findet üblicherweise alle fünf Jahre statt; zuletzt pandemiebedingt leicht verschoben von Oktober 2021 bis März 2022. Die letzte Expo in Dubai war mein erstes Mal auf einer Weltausstellung – und hat mich umgehauen. Morgens im Länderpavillon von Pakistan eine spannende Ausstellung erleben, danach im Restaurant von Spanien lokale Speisen genießen, anschließend das Gebäude von Australien bewundern und abends noch eine der vielen Shows auf den großen Expo-Bühnen erleben. Auf dem Weg von A nach B Menschen in unterschiedlichsten Sprachen miteinander erzählen hören und in der Warteschlange vor dem ein oder anderen Pavillon in Kontakt mit Besucherinnen und Besuchern aus Ländern kommen, die spätestens nach diesem netten Austausch auf meiner Bucket List stehen. So oder so ähnlich kann man sich den Besuch einer Expo vorstellen. Es ist wirklich einzigartig.
Eine solche einzigartige Erfahrung möchte auch die Expo 2025 in Osaka den Gästen bieten. Unter dem Motto "Designing Future Society for Our Lives" werden hier nach aktuellem Stand rund 160 Nationen eigene Ausstellungen zeigen, entweder in selbstgebauten Gebäuden oder in Ausstellungsräumen der Expo. Stattfinden wird die Veranstaltung vom 13. April bis zum 13. Oktober auf der Insel Yumeshima, die der Stadt Osaka vorgelagert ist. Das Expo-Gelände wird von einer kreisförmigen Struktur umgeben, die Meer und Himmel miteinander verbinden soll. Innerhalb dieses Rings sind die einzelnen Pavillons dezentral platziert und symbolisieren die Idee der „Einheit in Vielfalt“. Noch wird an der Holzkonstruktion und den Pavillons fleißig gebaut. Einen Blick auf den aktuellen Stand der Bauarbeiten stellt die Expo online live zur Verfügung.
Alle Informationen zur Anreise werden bald auf der Website der Expo zur Verfügung gestellt. Der Ticketverkauf hat schon gestartet. Wer seinen Besuch auf der Expo mit der Erkundung der Stadt Osaka verbinden möchte, schaut am besten hier mal rein.
Ein Plakat der Expo © Expo 2025 Osaka, Kansai, Japan
Übrigens: Die Expo fand schon einmal in Osaka statt. 1970 nahmen mehr als 64 Millionen Menschen an der Weltausstellung teil. Wer Lust hat, kann sich das damalige Expo-Gelände auch heute noch ansehen.
Wie beteiligt sich Deutschland an der Weltausstellung?
Deutschland hat eine lange Expo-Tradition: Von Preußen bis zur Bundesrepublik, Deutschland ist regelmäßig bei Weltausstellungen dabei. Als 1928 das „Bureau International des Expositions“ (BIE), die Dachorganisation aller Expos, gegründet wurde, war Deutschland eines der 33 Gründungsländer.
Seitdem präsentiert Deutschland nicht nur tolle Ausstellungen, sondern auch spannende Architektur – ein Pavillon aus einem Guss, wie man so schön sagt, bei dem das Thema der Ausstellung auch in der Architektur widergespiegelt wird. An dieser Stelle möchte ich mit einem weitverbreiteten Missverständnis aufräumen, das zugegebenermaßen vor allem durch den Begriff „Pavillon“ gefördert wird: Eine Expo ist keine Messe, und die Länder nehmen nicht in Form von Messeständen daran teil. Stattdessen meint das Wort „Pavillon“ auf einer Expo ein eigenes Gebäude; gebaut für die Weltausstellung und anschließend einem neuen Zweck zugeführt oder temporär errichtet für die Laufzeit der Expo und danach wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt, wie es beim Deutschen Pavillon der Fall ist.
Der Deutsche Pavillon © Deutscher Expo-Pavillon / MIR LAVA facts+fiction
Bei der Expo in Osaka dreht sich im Deutschen Pavillon, im besten Sinne des Wortes, alles im Kreis. Wir konzentrieren uns mit unserer Beteiligung auf die Kreislaufwirtschaft und setzen dabei auf innovative Ansätze für mehr Nachhaltigkeit. Dabei ist das Gebäude nicht nur kreisförmig, sondern auch als Vorreiter für zirkuläres Bauen und Wegweiser für das Leben in einer zirkulären Gesellschaft der Zukunft gedacht. Die Ausstellung greift das Thema auf und präsentiert zirkuläre Projekte aus Deutschland. Auch der Name ist Programm: Im Titel des Pavillons „Wa! Germany“ stecken gleich mehrere Bedeutungen für das japanische Wort „Wa“: Es steht für „Harmonie“, „Kreis“ und „Wow“ – die Reaktion, die wir bei den Besucherinnen und Besuchern hervorrufen möchten.
Das Konzept des Pavillons ist das Ergebnis einer Ausschreibung des BMWK, durchgeführt von der Koelnmesse, die in Absprache mit dem Auftraggeber für die Organisation des gesamten Pavillons zuständig ist, also von der Ausschreibung des Pavillondesigns über das Management der verschiedenen Partner und Dienstleister bis zum Betrieb des Pavillons während der Expo-Laufzeit. Die baufachlichen Projektberater für den Pavillon sind Laumann Scheßl / Weismüller / Architektur + Baumanagement GmbH.
Was kann man im Deutschen Pavillon machen?
Zuerst einmal kann man die Architektur bewundern, die aus der Feder von LAVA (Laboratory for Visionary Architecture) in Berlin stammt. Der Pavillon besteht aus insgesamt sieben kreisförmigen Baukörpern aus Holz. Der Clou: Das gesamte Gebäude ist zirkulär und wird nach Ende der Expo wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt. So wird der Pavillon besonders nachhaltig. Mehr Infos dazu gibt’s hier. Dazu kommt, dass das Grundstück rund um den Pavillon als Park angelegt ist, der zusätzlich zur Ausstellung im Gebäude auch noch ein Exponat beherbergt: eine Klangausstellung, die eine Referenz zum Deutschen Pavillon auf der Expo 1970 darstellt. Eingebunden sind hier außerdem alle 16 Bundesländer; wer wissen möchte, was genau es damit auf sich hat, sollte nächstes Jahr vorbeischauen.
Blick in einen der interaktiven Ausstellungsräume © Deutscher Expo-Pavillon / MIR LAVA facts+fiction
Die Ausstellung im Pavillon ist ein immersives Erlebnis. Für deutsche Beteiligungen typisch ist der „Edutainment“-Ansatz; soll heißen, hier wird nicht nur trocken Wissen zu zirkulären Ansätzen aus unterschiedlichen Branchen vermittelt, sondern unterhaltend informiert, mit interaktiven Exponaten – Entertainment eben. Die Idee dazu stammt von der Kreativagentur facts and fiction aus Köln, die zusammen mit dem Bauunternehmen GL events die sogenannte Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Pavillons bilden.
In den unterschiedlichen Räumen des Pavillons können die Besucherinnen und Besucher interaktiv eine zirkuläre Welt erleben. Künstliche Intelligenz erweckt die Stadt der Zukunft, kreiert aus den Vorstellungen der Besuchenden, zum Leben, zirkuläre Erfindungen aus Deutschland regen zum Nachdenken über unsere Produktauswahl an und im finalen Raum „Circular Me“ hinterlassen multisensorische Eindrücke das Gefühl, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Begleitet werden unsere Gäste im Pavillon von den Circulars: Unsere süßen Maskottchen entstanden aus dem Konzept des Kawaii, der Niedlichkeitsästhetik, die in Japan gelebt und geliebt wird.
Ein Circular © Deutscher Expo-Pavillon / facts+fiction
Die Circulars sind kugelförmige Wesen, die in ihrer Welt im Einklang mit der Zirkularität leben. Die Besuchenden erhalten am Eingang in den Pavillon ihr eigenes Circular, das auf Deutsch, Japanisch oder Englisch mit ihnen kommunizieren kann. In der Ausstellung können sie an die Exponate gehalten werden und versprachlichen Informationen zu den Inhalten des Pavillons. Die Circulars können aber auch miteinander kommunizieren, wenn man sie aneinanderhält. Damit sorgen sie nicht nur für niedrigschwellige Wissensvermittlung, sondern auch für einen Austausch zwischen den Personen im Pavillon. Auf die Circulars freue ich mich schon besonders!
Erste Prototypen der Circulars © Deutscher Expo-Pavillon / facts and fiction
Neben der Ausstellung findet jeden Tag ein wechselndes Programm auf der Kulturbühne vor dem Pavillon statt. Die Kulturagentur VOSS+FISCHER gestaltet eine Mischung aus Musik- und Tanz-Performances, Forschungs- und Wissenschaftsmodulen, Gaming und Sport. Kulturschaffende und Einrichtungen aus Japan und Deutschland werden eingebunden, um ein möglichst ressourcenschonendes und kulturübergreifendes Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen.
Nach dem Besuch im Pavillon können die Besucherinnen und Besucher sich dann noch im Restaurant „Oishii! Germany“ stärken. Der Betreiber 78degrees bietet eine Kombination aus traditioneller deutscher Gastfreundschaft, Weltoffenheit und der kulinarischen Vielfalt der deutschen Bundesländer. Außerdem verbindet unser Restaurant die Kulturen durch kreative Fusionen zwischen der deutschen und der japanischen Küche – hier werdet ihr mich während der Expo-Laufzeit sicherlich oft finden.
Ich würde mich freuen, viele von euch ebenfalls bei uns im Pavillon zu treffen! Bei Fragen zur Expo oder zum Deutschen Pavillon freuen wir uns über Nachrichten an unser Expo-Team.