Anime-Paradies Ikebukuro: Ein Muss für jeden Fan von Stephanie und Michael Drewing
8. 6. 2023
Die beiden Japan-Fans Stephanie und Michael Drewing aus München reisen regelmäßig nach Japan und teilen ihre Erfahrungen unter dem Namen „The Hangry Stories“ gerne in ihrem Blog und ihrem Podcast. Als große Fans von Manga und Anime sind sie ebenfalls ehrenamtlich an der Organisation der deutschen Convention Connichi beteiligt und haben für Fans der japanischen Popkultur ganz besondere Reisetipps.
Ikebukuro, ein lebendiger Teil Tokyos, ist ein Paradies für Anime-Fans – aber noch so viel mehr. Besucht Otaku-Shops, Cafés und coole Events rund um die Popkultur-Szene in Ikebukuro.
Wer als Anime-Fan nach Tokyo reist, für den ist Akihabara meist der Ort, den man unbedingt sehen will. Und klar – Akihabara darf auch bei uns bei keinem Tokyo-Besuch fehlen. Doch uns zieht es mittlerweile immer öfter nach Ikebukuro, im westlichen Teil der japanischen Hauptstadt. Nicht weit entfernt von Shinjuku und gut erreichbar mit der Yamanote-Ringlinie hat sich Tokyos zweites Anime-Paradies etabliert.
Das liegt zum einen daran, dass Ikebukuro selbst eine sehr gute Lage zum Entdecken der Stadt hat. Aber auch für Tagesausflügen ins Umland ist es ein perfekter Ausgangspunkt. Die Gegend rund um das Bahnhofsgebäude von Ikebukuro ist äußerst spannend. Keine Sorge: Auch für alle, die keine Anime-Fans sind, gibt es hier mehr als genug zu entdecken. Es gibt große Einkaufscenter, unzählige Cafés und Restaurants und noch viel mehr zu erleben, um den eigenen Japanurlaub zu bereichern. In diesem Artikel stellen wir euch einige unserer liebsten Otaku-Spots vor, die ihr für euren nächsten Japan-Besuch auf die Reiseplanung setzen könnt!
2019 begannen die Umbau-Arbeiten rund um den zentralen Naka Ikebukuro-Park.
Ikebukuro als Anime-Town
In den letzten Jahren hat die Verwaltung von Ikebukuro viel unternommen, um ihre Stadt als „Anime-Town“ nicht nur japanischen Fans, sondern auch einem internationalen Publikum zugänglicher zu machen. Bereits am Bahnhof begrüßen euch Banner und Poster mit Anime-Motiven und werben für Aktionen und Events, die in Ikebukuro stattfinden. Raus aus dem Bahnhof sind Anime-Bilder allgegenwärtig. Aber nicht mit Werbeplakaten über mehrere Stockwerke wie in Akihabara, sondern es fügt sich alles auf wunderbare Weise in das alltägliche und hippe Ikebukuro ein. So ist Ikebukuro in erster Linie ein lebendiger Ort mitten in Tokyo, an dem sich alle wohl fühlen, denn jeder findet hier etwas, was ihm Spaß macht. Dies macht für uns einen großen Teil des Charmes aus.
Animate-Hauptfiliale: der größter Anime-Shop der Welt
Angefangen hat es mit Anime vor 40 Jahren: 1983 hat die erste Filiale von Animate gegenüber dem Sunshine City-Einkaufscenter in Ikebukuro eröffnet. Animate ist ein Shop, in dem ihr das neueste Merchandise rund um eure Lieblingsanimes, Mangas, Zeitschriften und Figuren bekommt und dessen Filialen in ganz Japan zu finden sind.
Endlich fertig: So schaut der Naka-Ikebukuro Park mit dem neu gebauten Toshima Civic Center und der vergrößerten Animate-Hauptfiliale aus.
2012 ist die Filiale am Sunshine bereits ein paar Straßen weiter in ein größeres Gebäude gezogen. Gereicht hat das aber nicht. Im Zuge größerer Umbauarbeiten der Gegend rund um den Naka-Ikebukuro Park mit dem Neubau des Toshima Civic Centers konnte sich Animate noch einmal vergrößern und feierte am 16. März 2023 nach langer Umbauphase die Wiedereröffnung der Hauptfiliale, pünktlich zum 40. Jubiläum des Unternehmens. Mit der Neueröffnung ist die Animate Hauptfiliale der größte Anime-Shop der Welt mit 10 Stockwerken und sogar einem eigenen Event-Bühne im Keller, in dem Panels und Lesungen zu angesagten Serien aufgeführt werden können.
Außerdem gibt es noch diverse Filialen des „Animate Cafe“ in näherer Umgebung, die unter wechselnden Themen von beliebten Anime-Serien oder Games stehen.
Das ehemalige Animate-Hauptgebäude (heute “Animate Annex”) markiert den Beginn der Otome Road.
Für die Boys Love Fans: Otome Road
Ikebukuro wird immer wieder als Gegenentwurf zu Akihabara erwähnt, weil besonders die Boys Love-Fans hier auf den Geschmack kommen. In Nachbarschaft der ehemaligen Animate-Hauptfiliale haben sich viele weitere Szene-Shops niedergelassen, die ihr Angebot auf eine vorrangig weibliche Zielgruppe ausgerichtet haben. Damit waren sie so erfolgreich, dass die Gegend „Otome Road“ (deutsch: Fräulein Straße) getauft wurde. Hier findet ihr Filialen von k-Books und Mandarake, die sich auf Second-Hand Verkäufe von u. a. Dōjinshis (Fan-Comics) angesagter Serien spezialisiert haben.
Und wer braucht schon Maid Cafés, wenn er auch ein Butler Café haben kann? Im „Swallowtail“ könnt ihr euch zurücklehnen und bedienen lassen, während ihr leckere Kuchen der eigenen Patisserie genießt.
Perücken so weit das Auge reicht: Bei Assist Wig findet ihr garantiert die richtige Perücken-Farbe.
Cosplayer werden Ikebukuro lieben!
Cosplayer verkleiden sich als ihre Lieblingscharaktere aus Anime, Games oder auch Filmen und Büchern: In Japan wurde dieses Hobby so populär, dass sich daraus ein Business entwickelt hat. Wer als deutscher Cosplayer nach Japan kommt, der findet in Ikebukuro viele auf Cosplay spezialisierte Shops in enger Nachbarschaft zur Otome Road, wie z. B.:
- ACOS: Verkauft neue Kostüme und passende Accessoires.
- K-Books Cosplay: Hier bekommt man gebrauchte Cosplays.
- Haco Stadium „Cosset“, ein Fotostudio mit vielen verschiedenen Sets für Cosplay-Fotoshootings.
- Maple Wig und Assist Wig: Diese Shops haben sich auf Cosplay-Perücken spezialisiert,aber ihr bekommt hier auch Make-up, Kontaktlinsen und Accessoires.
Es muss nicht immer neu sein: Second Hand-Kostüme in sehr guter Qualität findet ihr bei K-Books Cosplay.
Außerdem findet einmal im Monat auch ein Cosplay-Treffen, veranstaltet von ACOSTA, in Ikebukuro statt. Cosplayer treffen sich im East-Ikebukuro Park, direkt neben dem Sunshine City Einkaufszentrum und dürfen während des Events auch viele umliegende Shops im Kostüm besuchen – was normalerweise in Japan nicht erlaubt ist. Darüber hinaus gibt es immer wieder Events und Aktionen, die gezielt Cosplayer ansprechen, wie z. B. auch eine Halloween-Parade.
Pokemon Megacenter und Pikachu Sweets Café
Ihr wollt das größte Pokémon-Center Japans besuchen? Dann ist Ikebukuro euer Ziel! Im Einkaufszentrum Sunshine City findet ihr das Pokémon Mega Center. Dort gibt es alles, was das Fan-Herz begehrt: Plüschtiere, Spielkarten, Schreibwaren und sogar Schmuck.
Ein Cappuchino mit Pikachu? Nur in Ikebukuro!
Egal ob Fan der ersten Stunde oder noch ganz frisch dabei: Hier wird einfach jeder Wunsch erfüllt. Angeschlossen an das Mega Center ist das Pokémon Go Lab, wo man gemeinsam Pokémon Go spielen kann, sowie eine Card Station, um die beliebten Sammelkarten zu tauschen oder gegeneinander anzutreten.
Hungrig? Keine Sorge: Das Pikachu Sweets Café ist direkt daneben und versorgt euch mit kleinen Snacks auf die Hand.
Mehr zu Pokémon-Sehenswürdigkeiten in Japan findet ihr übrigens hier.
Mehr für Anime-Liebhaber in der Sunshine City: Tenbo Park, Namja Town, Aquarium und Gachapon-Himmel
Die Sunshine City ist ein großes Einkaufszentrum unterhalb des Sunshine 60-Hochhauses. Das Sunshine 60 ist ein schon von weitem sichtbares Markenzeichen von Ikebukuro, weil es immer noch viele Gebäude hier weit überragt. Mit der Fertigstellung 1978 war es das höchste Gebäude Asiens mit 239,70 Metern bis es 1986 vom 63 Building in Seoul (Korea) abgelöst wurde. Bis 1991 das Tokyo Metropolitan Government Building fertig gestellt wurde, war das Sunshine 60 aber immerhin noch das höchste Gebäude Japans. Kein Wunder also, dass im 60. Stockwerk auch ein ganzes Stockwerk gibt, von dem aus ihr Ikebukuro und Tokyo von oben betrachten könnt.
Das Sunshine 60 prägt auch heute noch mit seinen 239,70 Metern das Bild von Ikebukuro.
Am 18. April 2023 eröffnet die beliebte Aussicht nach langer Renovierung wieder unter dem Namen „Tenbo Park“. In der Vergangenheit haben hier auch immer Promotion-Events für Anime stattgefunden und auch in Zukunft sollen diese zum Konzept gehören.
Anime-Events gehören in Ikebukuro einfach dazu: Wie hier zum letzten Conan-Movie im Sunshine Aquarium. Überall finden sich kleine Aktionen zum Mitmachen.
In der Namja Town, einem Indoor-Vergnügungspark innerhalb der Sunshine City, und im Sunshine Aquarium gibt es auch immer wieder temporäre Anime-Aktionen. Aktuell z. B. mit den Anime-Serien „Love Live“ und „Tiger&Bunny“. Welche Aktionen es gibt, lässt sich immer auf den jeweiligen (japanischen) Webseiten überprüfen. Vielleicht ist auch eure Lieblingsserie dabei?
Außerdem gibt es in der Sunshine City noch einige Shops mehr rund um beliebte Anime und niedliche Charaktere zu entdecken: Ob Rilakkuma, Ghibli, One Piece, Sanrio (Hello Kitty), Shin-chan oder Chibi Maruko-chan – hier findet ihr die passenden Mitbringsel von eurer Reise.
Undendlich viele Kapselspielzeug-Automaten (Gachapon) gibt es in Ikebukuro: Die schwierigste Entscheidung dabei - wo versucht man nur sein Glück?
Noch nicht genug? Vielleicht besucht ihr noch „Gachapon Depato“, der größte Shop weltweit seiner Art. Was sind Gachapons? Automaten mit kleinen Spielzeugen und Gadgets, die man für 100 bis 500 Yen ziehen kann – nur wisst ihr vorher nie genau, was ihr erhaltet. Und hier findet ihr über 3.000 von diesen Automaten! Nicht nur für Anime-Fans, sondern für alle, die ein kleine Erinnerung von der Reise mitbringen möchten und dabei ein bisschen Nervenkitzel lieben.
Ikebukuro als Location für Anime-Tourismus
Wer Anime schaut, der wird sicher schon etwas von diesem Trend gehört haben: Viele Anime-Macher nehmen sich reale Orte als Vorbild und bauen diese als Szenenbild oder sogar direkt in die Story mit ein. Auch Ikebukuro ist hier immer wieder ein häufig gewählter Ort. So tauchte Ikebukuro bereits in zahlreichen Anime auf, manchmal eher versteckt – und manchmal ziemlich eindeutig, wie beim neuen Anime „Dress-up Darling“, wo die Charaktere ein Cosplay-Treffen besuchen.
Die markante Bahnhofsfront taucht immer wieder als Kulisse in Anime auf. Die kuriose Kunst-Skulptur auf der Verkehrsinsel war im Anime “Mawaru Penguindrum” zu sehen.
Eine Auswahl an Anime, die teilweise oder komplett in Ikebukuro spielen.
- My Dress-up Darling
- Ikebukuro West Gate Park
- Weathering with You
- Mawaru Penguindrum
- Durarara
- Sekaiichi Hatsukoi
Tokiwaso Manga Museum: Wo Mangas populär wurden
Ganz in der Nähe von Ikebukuro findet ihr das im Sommer 2020 eröffnete Tokiwaso Manga Museum. Das Museum ist ein Nachbau eines Wohnhauses aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. 1953 zog der junge Tezuka Osamu (bekannt durch Astro Boy) hier in ein Zimmer – später sollte er als „Gott des Mangas“ bekannt werden, da seine Werke maßgeblich zur Entwicklung von Mangas und Anime, wie wir sie heute kennen, beitrugen.
In Takadanobaba, unweit von Ikebukuro, erinnert ein Wandbild mit vielen bekannten Charakteren an die Arbeit von Tezuka Osamu.
Bald schon lebten in diesem Appartement zahlreiche junge Mangazeichner wie Fujiko F. Fujio (Doraemon) oder Shotaro Ishinomori (Kamen Rider), in einer Art kreativen-WG.
Das Original-Gebäude wurde in den 80er Jahren abgerissen, aber für das Museum nach den alten Plänen wieder neu errichtet. Das Museum ist als Ort für Events und Ausstellungen geplant, aber ebenso um das Wissen rund um die Entstehung der Manga-Kultur weiterzugeben.
Foto-Locations, Stempel-Aktionen und immer wieder wechselnde Events machen jeden Besuch in Ikebukuro zu einem Erlebnis.
Dies war nur eine kleine Auswahl an Dingen, die ihr in Ikebukuro unternehmen könnt als Anime-Fan. Es gibt darüber hinaus noch viel mehr zu entdecken – also bring etwas Zeit für Ikebukuro mit. Ihr werden es nicht bereuen!
Alle Bilder inklusive Hero: © Stephanie und Michael Drewing