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Japanische Sportarten – Karate, Judo, Sumo und Co. von Lukas Brehm

23. September 2021

 

Für die Japanische Fremdenverkehrszentrale bietet Lukas Brehm Japaninteressierten Beratung und Informationen für Ihre nächste Japanreise. Mit japanischem Kampfsport und traditionellen japanischen Sportarten kam er trotz langem Interesse erst in Frankfurt in Kontakt. Dafür war dieser Kontakt umso enger, und hinterließ auch gerne mal blaue Flecken.

 

Die Olympischen und Paralympischen Spiele in Japan haben das Land in diesem Jahr zu einem Zentrum für Sport aller Art gemacht. Neben Sportarten, die Ihren Ursprung durch die Geschichte bis hin zu den originalen Olympischen Spielen zurückverfolgen können, gab es natürlich auch eine ganze Reihe jüngerer, moderner Disziplinen aus der ganzen Welt. Darunter auch zwei, die ihren Ursprung im Gastgeberland haben. Da ich mich schon lange für Sport aus Japan interessiere, und auch selber praktiziert hab, will ich euch diesmal einige dieser japanischen Sportarten vorstellen, und wo man sie selber ausprobieren kann!

 

Japanischer Kampfsport

 

Die ersten beiden Sportarten aus Japan, die auch als Olympische Disziplinen ausgetragen wurden, sind Judo und Karate. Diese beiden sind wohl auch mit Abstand am bekanntesten in Deutschland, denn spätestens seit den achtziger Jahren und einem gewissen Film über einen Karateschüler in den USA erfreuten sich beide Sportarten großer Beliebtheit bei Kindern und Erwachsenen in Deutschland. Dabei gibt es Judo in Deutschland schon deutlich länger, bereits seit den 20er Jahren! Und auch Karate wird hierzulande schon seit den 50er Jahren praktiziert.

In Deutschland kann man mittlerweile in zahlreichen Vereinen Judo und Karate trainieren. Informationen dazu gibt es bei den Judo- und Karateverbänden. Wer sich mehr für die Ursprünge in Japan interessiert, kann dazu auf den Seiten der All Japan Judo Federation und der Japan Karate Association nachlesen.

 

Judo – Selbstverteidigung auf dem „sanften Weg“

 

Judo (柔道, „sanfter Weg“, mit einem weichen J ausgesprochen, ein bisschen wie Dschungel) wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Pädagogen Prof. Jigoro Kano entwickelt, mit dem Ziel, aus der älteren Kriegs-Kampfkunst Jiu-Jitsu eine moderne, attraktivere Sportart zu entwickeln. Dazu wählte er solche Techniken aus, die seiner Idee von „maximale Wirkung bei minimalem Aufwand“ entsprachen, und entwickelte daraus neue Techniken mit Würfen und Haltegriffen, mit dem Ziel, Angreifer abzuwehren und unter Kontrolle zu bringen. Schlag- und Tritt-Techniken gibt es zwar auch, diese stehen aber weniger im Fokus als bei anderen Kampfsportarten. Diese Weiterentwicklung führte zu einem Sport, den man am ehesten mit Ringen vergleichen kann. Judo wird in Japan als Schulsport angeboten, daher haben viele Japaner es zumindest während ihrer Kindheit eine Weile mitgemacht. Wie bei vielen Budo-Sportarten wird dabei neben dem körperlichen Training auch auf geistige, moralische und persönliche Entwicklung Wert gelegt.

 

Karate – der weltberühmte Kampfsport der Okinawa Inseln

 

Karate (空手, „leere Hand“) ist eine Kampfsportart, die im Ryukyu-Königreich, dem heutigen Okinawa, entwickelt wurde, und sich aus Lehren und Kampftechniken ableitet, die aus China eingeführt wurden. Der ursprüngliche Zweck galt dabei der waffenlosen Selbstverteidigung, was besonders wichtig war für Teile der Bevölkerung, denen das Tragen von Waffen durch ihre Herrscher verboten wurde. Über mehrere Jahrhunderte nur im Geheimen unterrichtet, wurde Karate zu Beginn des 20. Jahrhunderts offiziell zum Schulsport in Okinawa, und in den folgenden Jahren in weiteren Schulen und Universitäten Japans praktiziert. Wer auf der Okinawa-Reise einen Einblick in die Geschichte und uns Training haben will, der sollte unbedingt das Karate Kaikan besuchen, das gleichzeitig Trainingsort und Karate Museum ist. Hier kann man auch an kurzen Schnupperkursen teilnehmen.

 

Karate Training im Karate Kaikain bei Naha auf Okinawa / ©OCVB

 

Im Karate übt man Schlag-, Stoß-, und Tritt-Techniken, sowie Würfe, Hebel und Haltegriffe, und die Übungen legen großen Wert auf körperliche Fitness, was viel zur Popularität des modernen Sports als Training beigetragen hat. Die Wandlung hin zu einem Wettkampfsport wird dabei oft kritisch betrachtet, da Training, Techniken und allgemeine Zielsetzung dabei grundsätzlich anders sind als bei der auf praktische Selbstverteidigung ausgerichteten Kampfkunst.

 

Aikido - Kampfsport für Deeskalation

 

Aikido (合気道) ist eine Kampfkunst, die sich sehr spezifisch auf defensive Kampftechniken fokussiert. Der Name besteht aus den Schriftzeichen für Harmonie, Lebenskraft, und Weg. Eine direkte Übersetzung ist dabei nicht so einfach, denn bereits in der Auswahl der Schriftzeichen und ihrem Kontext spiegelt sich die Philosophie des Gründers Ueshiba Morihei wider. Ziel der Übungen im Aikido ist es, einem Angriff so zu begegnen, dass man Schaden von sich selbst abwendet, aber auch den Gegner nicht verletzt, sondern vielmehr dazu bringt, dass er seinen Angriff aufgibt.

 

 

Dies geschieht durch Kontertechniken mit Würfen und Haltegriffen, die die Kraft und Bewegung des Angreifers umlenken, ohne dass der Verteidiger selbst viel Kraft aufwenden muss. Das physische Training dieser sehr bewusst defensiven Auffassung einer Kampfkunst wird ergänzt durch eine umfangreiche philosophische Geisteshaltung, die auf Deeskalation und die Auflösung von Konflikten ausgerichtet ist. Aikido ist kein Wettkampfsport, es gibt in dem Sinn keine Kämpfe zu gewinnen. Vielmehr trainiert man zusammen mit einem Partner, mit dem Ziel sich selbst zu verbessern. Wer sich hierzu mehr informieren möchte, kann z.B. beim deutschen Aikido-Bund weiterlesen. Einige Reiseanbieter bieten Aikido Experiences und Workshops direkt in Japan an.

 

Wie ein Samurai mit Schwert und Bogen

 

Obwohl ich mich in meiner Jugend immer sehr für Karate und Judo interessiert habe, hatte ich mich nie genug dafür begeistern können, um mit Kampfsport anzufangen. Das sollte sich aber ändern, als ich nach Frankfurt gezogen bin, denn hier habe ich zum ersten Mal einen Kendo-Verein gefunden. Auch wenn Kendo und Kyudo in Deutschland im Vergleich deutlich weniger weit verbreitet sind als Judo und Karate, so gibt es mittlerweile auch hierzulande viele Gelegenheiten, selbst aktiv zu werden. Über den Deutschen Kendo Bund sowie den Deutschen Kyudo Bund findet man bei Interesse die nötigen Kontakte. Und wer sich für Trainingsmöglichkeiten in Japan interessiert, findet auf den Seiten der All Nippon Kendo Federation und der All Nippon Kyudo Federation mehr Informationen.

 

Kendo – japanischer Schwertkampf als moderne Sportart

 

Kendo (剣道,„Weg des Schwertes“) bezeichnet eine moderne Fechtkunst, die sich aus der Samurai-Schwertkampfkunst des Kenjutsu ableitet. Da es nahezu unmöglich wäre, mit einem echten Schwert ungefährlich zu trainieren oder Wettkämpfe abzuhalten, benutzt man ein flexibles, aus mehreren Bambusstreben zusammengesetztes „Shinai“, ein Bambusschwert. Weil aber auch ein Bambusschwert ordentlich schmerzt, wenn man damit Schläge austeilt, tragen die Lehrer und Schüler im Training eine Art Rüstung, die empfindliche Körperteile schützt, und zudem klar die Stellen markiert, die man im Kampf treffen muss, um einem Punkt zu machen. So lernt man im Training Schlag-, Konter- und Blocktechniken, um beim Gegner auf dem Helm, dem Unterarmschutz, dem Brustpanzer oder mit einem Stich zur (geschützten) Kehle, einen Treffer zu platzieren. Zu jedem Schlag gehört dabei auch das Kiai, ein lauter Kampfschrei, und das Fumikomiashi, eine Fußtechnik mit einem stampfenden Ausfallschritt. Neben dem Wettkampftraining gibt es zudem auch im Kendo eine sog. Kata, wo mit einem Partner eine Reihe von fest einstudierten Techniken und Kampfformen durchgeführt wird. Ähnlich wie in der Karate-Kata, dienen diese Formen dazu, grundlegende Techniken und Prinzipien des Schwertkampfs zu trainieren. Auch im Kendo ist das trainieren von Character und Persönlichkeit ein Teil des Sports, der zusätzlich zum physischen Training praktiziert wird.

 

 

Wer auf der Japanreise ein bisschen in den Sport rein schnuppern möchte, kann beim Anbieter Samurai Trips ein tolles Programm mitmachen, bei dem ein kleiner Kendo Workshop abgehalten wird – aber noch spannender: Man bekommt auch gezeigt wie die Rüstungen hergestellt werden. Alles auf der Seite der Kendo Experience Tour.

 

Kyudo – japanisches Bogenschießen

 

Kyudo (弓道 „Weg des Bogens“) bezeichnet die Kunst des Bogenschießens, und ist in der heutigen Form eine Synthese aus der praktischen Kriegskunst des Kyujutsu und einer zeremoniellen Form des Bogenschießens, die aus meditativen Praktiken aus dem Zen-Buddhismus und Shintoismus entwickelt wurde. Eine Besonderheit des Kyudo um Vergleich zum westlichen Bogenschießen ist dabei die ungewöhnliche asymmetrische Form des Bogens: der Teil oberhalb des Griffs ist fast doppelt so lang wie der Teil unterhalb. Auch die Art, wie man den Bogen spannt, ist anders als beim westlichen Bogenschießen. Der Bogen wird mit eingespanntem Pfeil erst gerade nach oben über den Kopf gehoben, dann wird zum Zielen der Bogen mit der linken Hand nach vorne bewegt, während die rechte Hand die Sehne zurückzieht. Die Schusstechnik ist ebenfalls ungewöhnlich. So wird die Sehne im Handschuh der rechten Hand eingehakt und durch drehen des Handgelenks ausgelöst, und im letzten Moment bevor der Pfeil die Sehne verlässt wird der Bogen mit der linken Hand gedreht, um zu verhindern, dass der Pfeil seitlich abgelenkt wird. Diese spezielle Schusstechnik, zusammen mit den meditativen Traditionen, machen aus Kyudo eine sehr spezifische und einzigartige Art des Bogenschießens.

 

 

Eine tolle Gelegenheit Kyudo in Japan zu erleben, ist das Toshiya Matsuri am Sanjusangen-do Tempel in Kyoto, das auf den legendären Samurai Asaoka Heibei zurückgeht, der hier vor mehr als 400 Jahren seine Kyudo-Künste vorführte. Daraus entstand ein Wettbewerb zu dem heute bis zu 2.000 Bogenschützen (meist junge Frauen, die so auch ihre Volljährigkeit feiern) aus dem ganzen Land anreisen!

 

Sumo – japanischer Nationalsport verwoben mit shintoistischer Tradition

 

Sumo (相撲 „wettstreiten“) ist eine der ältesten Sportart Japans, mit Ursprüngen die bis ins japanische Altertum reichen und eng mit der japanischen Religion des Shintoismus verwoben sind. Bei dieser Art von Ringkampf stehen sich zwei Sumotori genannte Kämpfer gegenüber, mit dem Ziel, den Kontrahenten entweder zu Boden zu werfen oder aus dem Ring zu bewegen. Da es für beide Ziele von großem Vorteil ist, nicht nur mit mehr Kraft, sondern auch mit mehr Körpermasse auf den Gegner einwirken zu können, sind Sumoringer meist wahre Giganten mit stattlichem Gewicht. Dass es sich dabei aber auch um sehr viel Muskeln handelt, wird spätestens klar, wenn zu Beginn des Kampfes beide Ringer mit enormer Wucht aufeinander zu stürmen. Nach dem Aufprall versuchen die Kämpfer durch Griff- und Wurf-Techniken, sowie Schläge mit der flachen Hand, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was das Zuschauen beim Sumo so interessant macht, ist dabei der Kontrast zwischen den sehr formalen Zeremonien zur Eröffnung eines Turniers sowie beim Einzug in den Ring, dem kurzen Moment der Stille vor dem Beginn des Kampfs, und dem explosiven Antritt der beiden Ringer, wonach der Kampf oft schon nach wenigen Sekunden beendet ist.

 

 

Wer sich dafür interessiert, mal ein Sumo-Turnier zu besuchen, der kann sich auf der Seite des Nihon Sumo Kyokai über Termine und Tickets informieren. Und wer es sich tatsächlich zutraut, selber in den Ring zu steigen, der kann sich beim Deutschen Sumo Bund über Trainingsmöglichkeiten informieren.

 

Mehr zum Sport und wo ihr ihn in Japan erleben könnt (zum Beispiel bei Besuchen in Sumoställen zum Morgentraining oder im Sumo Museum in Tokyo) findet ihr auf unserer Seite zum Sumo Sport.

 

Feedback und Kommentare

 

Wie sieht es mit euch aus, seid ihr bei einer dieser Sportarten dabei? Macht ihr vielleicht einen Sport aus Japan, der hier noch gar nicht erwähnt wurde? Es würde mich sehr interessieren, ob euch japanischer Kampfsport oder Kendo interessieren. Kommentiert unseren Facebook-Post zum Blog-Artikel oder sendet eine DM auf Instagram @japantourismus. Ich freue mich auf euer Feedback!

 

Die aktuellen Informationen können abweichen, bitte besuchen Sie daher auch die offizielle Website 

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