Hauptsaison in Japan: Die Goldene Woche
Schlechteste Reisezeit für Japan?
Eine der häufigsten Fragen, die bei der ersten Annährung an die Planung einer Japanreise gestellt wird, ist normalerweise: „Wann ist die beste Reisezeit für Japan?“ (Diese Frage beantworten übrigens sehr ausführlich hier.) Schnell kommt die Sprache dann auch auf die beliebteste Reisezeit, die Kirschblütenzeit. Diese zieht nicht nur japanische Touristen, sondern inzwischen Reisende aus aller Welt an.
Was weitaus seltener gefragt wird, ist dann auch oft die vielleicht nicht ganz unwichtige Frage: „Was ist die schlechteste Zeit, um Japan zu bereisen?“ und das liegt nicht zuletzt auch daran, dass es am Ende auch vom eigenen Reisewunsch und den Reisezielen abhängt, wie diese Fragen zu beantworten sind.
Eine Reisezeit von der ausländischen Touristen immer wieder abgeraten wird, ist die Zeit Ende April/Anfang Mai – und das hat einen bestimmten Grund: die sogenannte Goldene Woche.
Was ist die Goldene Woche?
Während bei uns die Reisehochsaison meistens in die Sommerferien fällt, ist die Goldene Woche Japans Hauptsaison fürs Reisen. Neben der Zeit rund um die Neujahrstage und der Obon-Zeit Mitte August, wenn in Japan Menschen zum Familienbesuch oder für Urlaub durchs Land reisen, ist die Goldene Woche die Zeit, wenn ganz Japan den Urlaub genießt und dafür auch das eigene Land bereist – denn mit Glück und gutem Wetter fällt die Zeit auch zumindest in manchen Regionen noch mit der Kirschblütenzeit zusammen.
Die Kirschblüte und das schöne Frühlingswetter sind aber nicht der Hauptgrund für das japanische Reisefieber. Der Begriff „Goldene Woche“ (auch auf Japanisch meist mit dem Englischen aber in japanischer Betonung ausgesprochenem „Golden Week“ oder als Ōgon Shūkan bezeichnet) rührt daher, dass zu dieser Zeit innerhalb einer Woche vier Feiertage aufeinanderfolgen – zusammen mit den Wochenenden und mit Ersatzfeiertagen, die in Japan nachgeholt werden können, wenn der Feiertag auf's Wochenende fällt, ergibt sich für die mit nicht viel Jahresurlaub gesegneten japanischen Angestellten die perfekte Gelegenheit, mit dem Nehmen von nur ein paar Brückentagen eine relativ lange zusammenhängende Urlaubszeit zu genießen. Es ist also Reisezeit!
Die japanischen Feiertage der Golden Week
Showa Gedenktag (Showa no hi) – 28. April
Als Showa-Zeit oder Ära bezeichnet man die Zeit unter der Regierung des japanischen Kaisers Hirohito. Die Ära umfasste zunächst die Weltkriege, imperialistische Bestrebungen Japans und den Abwurf der Atombomben – doch die zweite Hälfe war geprägt von einem gewaltigen Wirtschaftswunder und viele Japaner Blicken stolz und etwas nostalgisch auf diese Wirtschaftswunder-Zeit und den Frieden und die Stabilität, die sie brachte, zurück, wenn sie am Geburtstag des Showa Tenno frei haben, auch wenn der Kaiser selbst vielleicht eine eher umstrittene Person war.
Verfassungsgedenk-Tag (Kenpō Kinen-bi) – 3. Mai
Am 3. Mai 1947 (in der Showa-Zeit also) trat Japans Verfassung in Kraft, die bis heute die Sicherheit und Stabilität der Demokratie in Japan garantiert. Ein wichtiger Grund für einen Feiertag!
Tag des Grüns (Midori no hi) – 4. Mai
Dieser Feiertag lag ursprünglich auf dem 28. April und auch er steht eng in Verbindung mit dem Showa Gedenktag und dem Erbe des Tennos Hirohito: Dieser war ein ausgesprochener Naturfreund und zunächst war deshalb sein Geburtstag – heute der schon erwähnte Showa Gedenktag – der Tag des Grüns. Später wurde gesetzlich entschieden, das ein Arbeitstag der zwischen zwei gesetzlichen Feiertage liegt auch ein Feiertag sein muss (Brückentag-Problem gelöst!) und deshalb ist jetzt am 4. Mai der Tag des Grüns. Am besten begeht man den Tag natürlich, indem man hinaus ins Grüne geht. National Parks bieten sich an!
Kindertag (Kodomo no hi) – 5. Mai
Der Kindertag ist der letzte Japan Feiertag innerhalb der Goldenen Woche, doch der mit der längsten Tradition, denn der Tag war ursprünglich eines von fünf saisonalen Festen, zu denen auch Neujahrsfest, das Hinamatsuri, das Sternenfest Tanabata und das Chrysanthemenfest gehören. Mitunter schon Wochen vorher taucht die farbenfrohe Deko für den Kindertag an zahlreichen Gebäuden, Flüssen und Schluchten auf. Flatternde Fische, Koinobori, zieren dann an Bambusstangen auch die Vorgärten von Familien. Was es mit dem Brauch auf sich hat und wo man die schönsten Koinobori-Eindrücke sammeln kann, erfahrt ihr in unserem Artikel hier.
Warum wird oft empfohlen die „Goldene Woche“ als Reisezeit zu meiden und stimmt das?
Es ist schon etwas dran – aber wie so oft kommt es darauf an, wo genau es einen hinzieht. Züge, Flughäfen und beliebte Sehenswürdigkeiten gerade in Kyoto und Tokyo sind während der Goldenen Woche oftmals sehr überfüllt, und Unterkünfte in den beliebtesten Tourismuszielen können schon lange im Voraus ausgebucht oder wegen der hohen Nachfrage deutlich teurer sein. Wer sparen will, sucht also eher die off-season Monate aus und kommt im Spätherbst oder reist im Winter. Aber auch schon die Zeit nach der Goldenen Woche im Mai und Juni ist angenehmer.
Wer trotzdem währen der geschäftigen Reisezeit nach Japan reist, der sollte sich einige Tipps zu Herzen nehmen:
- Früh reservieren – das gilt für Hotels und Züge. Manche Züge auf der Strecke zwischen Tokyo und Kyoto sind zu dieser Zeit durchweg nur mit Sitzplatzreservierung nutzbar.
- Geduld mitbringen, denn Schlangen können überall etwas länger sein.
- Mut haben und das eher unbekannte Japan entdecken – in National Parks und in wenig bereisten Ecken wie Shikoku, Tohoku oder Tottori, Fukui und Shimane, sind die Massen deutlich geringer.
Kein Grund also, um seine Reise nicht trotzdem zu genießen!