Reise auf die Goto-Inseln: Zelten & Wandern in Japan mal anders von Westwards
14. 11. 2024
Die beiden Japanologinnen Isa und Natascha schreiben nicht nur für ihren Blog westwards.de fantastische Reisebeiträge, sondern auch hilfreiche Reiseführer für u.a. den Baedecker und Trescher Verlag. Sie bereisen Japan beruflich und leidenschaftlich gleichermaßen und haben über die Jahrzehnte alle Präfekturen erkundet – außer Miyazaki, diese Präfektur nur auf der Durchreise – ob das wohl ihr nächstes Ziel ist?
Anders als geplant:
Wie aus unserem Wanderurlaub auf den Goto-Inseln ein etwas anderes Abenteuer wurde
Die Goto-Inseln, das sind fünf kleinere Inseln 70 km vor Nagasaki. In den letzten Jahren sind sie wegen der Ernennung von mehreren christlichen Kirchen zum UNESCO-Weltkulturerbe etwas bekannter geworden. Und eine kurze Internetrecherche verspricht zudem schöne Strände und üppige Natur, zum Beispiel auf dem Kyushu Nature Trail. Allerdings relativ wenig Unterkünfte – macht nichts, wir nehmen ein Zelt mit und tingeln eine Woche über die Inseln, ohne etwas vorzubuchen. Das ist der Plan!
Am Nagasaki Ferry Terminal: Auf zu den Goto Inseln!
Schon die erste Nacht gestaltet sich schwierig. Eigentlich hätten wir uns vorher für den Zeltplatz anmelden sollen, schimpft die Verantwortliche am Telefon, aber naja, bis 16 Uhr ist sie noch da. Wir schaffen das noch knapp.
Hamada Beach auf Fukue Island
Der Zeltplatz liegt traumhaft hoch oben auf einer Klippe und hat Meerblick. Doch beim Kochen gibt es unerwartete Herausforderungen: Die zahlreichen Schwarzmilane hier sind blitzschnell und schnappen uns das Essen direkt aus der Hand.
Auf dem nächsten Campingplatz geht ohne Anmeldung gar nichts. Und auch die meisten Zimmer sind trotz Nebensaison ausgebucht, es gibt einfach nicht so viele. Nach etlichen Telefonaten findet sich dann doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Das klappt vor allem, weil uns Zufallsbekanntschaften im Fährterminal oder im Dorf beraten, wer denn noch Zimmer vermietet: „Habt ihr’s bei Frau Shiroyama schon versucht? Ich habe ihre Nummer …“
Auf der Insel Hisakajima leben 250 Menschen, aber mindestens 500 Wildschweine. Vor dem Wanderweg warnen uns die Einheimischen, der wird hier nämlich wegen der vielen Wildschweine nicht mehr gewartet. „Außerdem gibt es auch so viele giftige Schlangen. Also, wandern oder gar wild zelten solltet ihr besser nicht!“
Wir stellen uns auf Hitchhiking ein, schreiben Namen abgelegener Dörfer auf Pappschilder. Ein Mönch, dem wir auf der Fähre schon neugierig ins Tagesprogramm gelugt hatten (eine Beerdigung und ein Renteneintritt), nimmt uns bis zum letzten Dorf mit, von wo aus wir die restlichen Kilometer bis zu der UNESCO-gelisteten Kirche von Hisaka-jima auf der schmalen Fahrstraße zurücklegen.
Verlassenes Geschäft auf Hisakajima
Schön ist es da! Es geht durch einen subtropischen Kamelienwald entlang der wunderbaren Küstenlandschaft der Goto-Inseln! Der Hausmeister der Kirche scheint weniger besorgt um uns und empfiehlt, einfach über die Wildschwein-Zäune am Wanderweg zu steigen – die Wildschweine kämen erst abends.
Wildscheine sind auf dem zugewucherten Weg dann wirklich keine in Sicht, und wir treffen auch nur eine kleine Schlange – dafür hunderte von Spinnennetzen inklusive recht großer Spinnen, die wir in Samurai-Manier mit einem großen Stock beseitigen. Zwei Stunden pures Dschungel-Abenteuer.
Am nächsten Tag nehmen wir die Fähre nach Narushima: wenig größer, aber ähnlich einsam. Auf Narushima sind die Menschen noch in der Überzahl und die Einheimischen erzählen erfreut, dass die Wildschweine die Giftschlangen fressen!
Shiroyama Ryokan auf der japanischen Insel Narushima
Wegen Wind und hohem Wellengang sitzen wir dann zwei Tage fest. Nicht zuletzt durch unsere Unterkunftssuche (s. o.), kennen wir ein Dutzend Leute auf der Insel. Die einen nehmen uns mit zum Schreinfest, die anderen fahren uns zu den kleineren Sehenswürdigkeiten. Sogar für die Weiterfahrt zur nächsten Insel, nach Nakadori-jima, werden wir weitergereicht.
Und so sehen wir auf Nakadori-jima Aussichtspunkte und historisch bedeutende Strände sowie die UNESCO-Stätten, die an die Christen im Untergrund während der Edo-Zeit erinnern. Teile der Goto-Inseln haben, ungewöhnlich für Japan, heute wieder eine große christliche Bevölkerung.
Kashiragashima church auf Nakadori Island
Nach einer Woche und fünf Inseln nehmen wir die Taikomaru-Fähre zurück in die große Stadt nach Fukuoka. Eine Woche ländliches Japan hat uns ziemlich entschleunigt! Wie die Natur angesichts der schrumpfenden Bevölkerung die Inseln zurückerobert, hat uns verblüfft. Aber auch, wie die Menschen dort zusammenrücken.
Reisetipps zum Zelten und Wandern auf den Goto-Inseln
Saison:
Campingplätze und sanitäre Anlagen an den Stränden sind auf die Schulferien ausgerichtet.
Frühzeitig planen:
Es gibt nur wenige Unterkünfte, und von denen sind die wenigsten auf Buchungsportalen vertreten – eher findet sich im Internet eine Telefonnummer. Außerhalb der Hochsaison im Sommer darf man z. T. auch mit eigener Campingausrüstung nicht ohne Voranmeldung auf Campingplätzen übernachten.
Auf den kleineren Inseln wie Hisaka und Narushima gibt es kaum Läden und Restaurants, daher besser eine Unterkunft mit Mahlzeiten wählen.
Nicht zu knapp planen: Das Wetter bringt die Fahrpläne oft durcheinander.
Verständigung:
Englisch spricht kaum jemand. Nicht wenige Einheimische sind recht wortkarg und reserviert. Bei fehlenden Japanischkenntnissen helfen Übersetzungsapps, Extrovertiertheit und Pantomime.