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Vier Tage Abenteuer in Shikoku von Lukas Brehm

30. Juni 2022

 

Für alle Japaninteressierte bietet Lukas Brehm im Frankfurter Büro von JNTO Beratung und Hilfe für die Planung der nächsten Japanreise. Nachdem er schon mehrfach in Japan war, zieht es ihn mittlerweile immer öfter in die abgelegeneren Ziele, wo es auch für Japankenner noch Neues zu entdecken gibt.

 

Vier Tage in Shikoku für eure nächste Japanreise

 

Meine letzte Reise nach Japan führte mich nicht zu den üblichen Zielen der meisten Touren, wie Tokyo oder Kyoto, sondern in eine Region Japans, die ich schon lange auf meiner Liste für einen Besuch hatte: die Insel Shikoku, kleinste der vier Hauptinseln Japans, im Südwesten des Landes. Ich hatte leider nur ein paar Tage Zeit bevor ich weiter zum nächsten Ziel musste, aber ich konnte ein paar tolle Ausflüge machen in eine Gegend, für die viele Japanreisende vielleicht keine Zeit zu haben glauben, aber in der man auch mit nur ein paar Tagen Aufenthalt tolle Dinge erleben kann. In diesem Blog möchte ich euch ein paar Tipps geben, falls ihr eine Japanreise geplant habt, die euch in die Nähe von Shikoku führt, und die ihr noch mit ein paar extra Tagen Abenteuer füllen wollt.

 

Wandern auf den Berg Tsurugi

 

Während meines kurzen Aufenthalts bin ich hauptsächlich im Nordosten Shikokus, in den Präfekturen Kagawa und Tokushima gewesen. Mein erster Tag war dann gleich eine ausgedehnte Hiking-Tour auf den Berg Tsurugi, den zweithöchsten Berg Shikokus, die ich euch als Tagestrip ganz eindrücklich empfehlen möchte. Der fast 2000m hohe Berg, sowie ein Schrein auf der Spitze, sind heilige Stätten der Shugendo-Religion, einer religiösen Gruppe, die Elemente aus Shinto und Buddhismus verbindet, und der Aufstieg dahin ist nicht übermäßig schwer, aber wunderschön.


Bevor man überhaupt mit dem Aufstieg beginnen kann, muss man erstmal zur Talstation kommen. Die liegt zwar am Fuß des Berges, aber immer noch weit ab vom nächsten Ort, am Ende eines langen, gewundenen Tals. Es gibt eine Busverbindung dorthin, aber meine Empfehlung ist, mit einem Mietwagen selbst die Bergstraße 438 rauf zu fahren, die im Ort Sadamitsu beginnt. Die Fahrt führt einen u.a. vorbei am malerischen Narutaki Wasserfall, und bietet eine tolle Einstimmung auf die Landschaft und Natur Shikokus.

 

Narutaki Wasserfall

An der Talstation gibt es einen Sessellift (von April bis November), mit dem man die erste Hälfte des Aufstiegs, von 1420m bis 1750m, überbrücken kann, falls man nicht ganz so viel Vertrauen in die eigene Ausdauer hat. Wer lieber den ganzen Aufstieg machen möchte, findet den Beginn des Pfads an den Stufen des Tsurugi-Schreins gleich neben der Talstation.
Der zweite Teil des Aufstiegs geht dann über befestigte Pfade, die (bei gutem Wetter) auch für Anfänger zu bewältigen sein sollten, und führt weitere 200 Höhenmeter bis zur Spitze des Berges, wo es neben dem Schrein auch eine Berghütte gibt, wo man sich mit guter Verpflegung etwas ausruhen kann.

 

Aufstieg zum Gipfel durch den Nebel

 

 

 

Danach ist es noch eine lange Treppe bis zum Gipfel des Berges. Hier kann man über den Grat des Gipfels noch etwas weiter wandern, bevor man eine der Routen zum Abstieg zur Talstation nimmt. Wer es ernst meint mit Wandern und Campen hat hier aber auch die Option, entlang der Jahrhunderte alten Wege, die mehrere Gipfel miteinander verbinden, eine ausgedehnte Bergwandertour über mehrere Tage zu machen.

Wandern durch die Wolken auf dem Gipfel


Für mich war hier erstmal die Gelegenheit, den Ausblick zu genießen. An diesem Tag hatten wir das Glück, dass der relativ niedrige Nebel in den Tälern hing, am Gipfel aber zwischen den Wolken immer wieder Lücken waren, und man bis tief in die bewaldeten Schluchten hinunterblicken konnte. Der Weg entlang des Grats führt noch weiter die ganze Bergkette entlang, für uns ging es hier aber wieder zum Abstieg, der auf der Rückseite des Berges beginnt und sich dann rund um den Gipfel bis zurück zur Talstation windet. Der Weg nach unten führt entlang schroffer Felsen, vom Wind geformter Wälder und eiskalter Bergbäche.

 

 

Erkundungen im Iya-Tal

 

Am nächsten Tag ging es für mich weiter nach Westen, ins verborgene Iya-Tal. Dieses Tal, oder besser Schlucht, entlang des Iya-Flusses liegt gut versteckt zwischen langen Bergketten. Die Abgeschiedenheit macht es zu einem großartigen Ziel für Naturfreunde, aber auch die Anwohner bieten für Besucher einige spannende Entdeckungen. Eine der ersten Stationen entlang der Route ist das Iya Onsen, ein Hotel, das auf einer Klippe hoch über dem Tal gebaut ist. Mit einer hauseigenen Seilbahn fährt man hier vom Hotel runter zum Onsen-Bad, das sich direkt am Fluss befindet.


 

Iya-Onsen hoch über dem Fluss, und die Seilbahn zum Onsen

 

Etwas weiter das Tal entlang findet man die Iyanokazura-Brücke, die erste von drei kazura-bashi, Brücken über den Fluss, die vor hunderten von Jahren aus Schlingpflanzen gebaut wurden. Die Brücken wurden über die Jahre stetig ausgebessert, erneuert und verstärkt, und man kann noch heute den Fluss darauf überqueren. Wenn man die Nerven dazu hat.

Eine der Kazurabashi-Brücken aus Reben

 

Ein Stück weiter entlang des Flusses findet man in einem Seitental sehr gut versteckt das alte Kominka-Haus Chiiori, von dem ich euch schonmal in einem Blogbeitrag erzählt hatte. Diese 400 Jahre alte Bauernhaus gehört zu einem Restaurations-Projekt, das alte Häuser dieser Art wiederherstellt und das als Pension zum übernachten angemietet werden kann. Es gibt mehrere Häuser dieser Art in unterschiedlichen Größen entlang des Tals, so dass man sogar als Gruppe mit mehreren Leuten eine komfortable, einzigartige Unterkunft finden kann.

 

Chiiori, restauriertes Bauernhaus

 

Folgt man dem Tal weiter, stößt man als nächstes auf das Dorf Ochiai, ein nationales Kulturerbe. Hier haben sich vor hunderten von Jahren Bauern an den Bergen angesiedelt, und das komplette Dorf wurde in die Steilhänge des Tals hineingebaut. Da es an den Hängen nicht genug Platz für den Terassenanbau von Reis gab, wurde hier vor allem Buchweizen angepflanzt, der z.B. für die Herstellung von Soba-Nudeln benutzt wird.

 

Ausblick vom Dorf Ochiai auf das Iya Tal


Die nächste Station ist der Ort Nagoro, der mittlerweile auch als Scarecrow Village bezeichnet wird. Hier leben mittlerweile nur noch sehr wenige Menschen, dennoch sieht man überall im Ort Gestalten, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Dies sind allerdings (fast) alles Puppen, die von der Künstlerin Ayano Tsukimi hergestellt wurden. Ayano war es irgendwann leid, dass es immer weniger Leute im Ort gab, und so fing Sie an, aus Material, dass Sie im Ort finden konnte, Nachbildungen der früheren Bewohner herzustellen, als Erinnerung an alte Freunde. Die Atmosphäre hier ist wirklich einzigartig, etwas wehmütig, etwas unheimlich, ein Erlebnis, dass einem im Gedächtnis bleibt. Noch ein kleines Stück weiter, und man findet die anderen beiden kazura-bashi Brücken, die hier dicht nebeneinanderstehen. Ab hier lässt sich in der Ferne auch Gipfel des Bergs Tsurugi erkennen, der nämlich am Ende des Iya-Tals steht.

 

 

Entlang des Yoshino-Flusses Richtung Tokushima City

 

Nach zwei Tagen in den Seitentälern ging es für mich am dritten Tag zum Yoshino-Fluss. Dieser Fluss prägte die Geschichte der Tokushima-Präfektur, denn er war in der Vergangenheit eine wichtige Handelsroute durch Shikoku, und bis heute sind die meisten Einwohner Tokushimas entlang des Yoshino-Tals angesiedelt. Für Freunde von Canyoning, Wildwasser-Rafting oder Kanu-Touren gibt es entlang des Oberlaufs, im Westen Tokushimas, viele Möglichkeiten sich im wilden Wasser des Flusses auszutoben.
 

Rafting in der Oboke-Schlucht

 

Mir war das an dem Tag etwas zu kalt, daher habe ich lieber an einer Bootstour durch die Oboke-Schlucht teilgenommen. Da es bereits auf den Herbst zu ging, gab es hier entlang der steilen Klippen am Flussufer schon ganz viel Herbstlaubfärbung zu genießen. Das war nach zwei Tagen eher anstrengender Aktivitäten eine willkommene Erholung.

 

Bootstour auf dem Yoshino-Fluss


Mittags ging es dann entlang des Flusses durch die Region Mima, wo ich mehrere Handwerksbetriebe besucht habe, und mir u.a. hab zeigen lassen, wie man original-japanische Ölpapier-Schirme restauriert, wie Indigo-Farbe hergestellt wird, und wie Geta-Schuhe hergestellt werden.


Unterwegs zur Stadt Tokushima an der Mündung des Flusses in den pazifischen Ozean, bin ich noch am Ort Kamikatsu vorbeigekommen, und habe mir das Zero Waste Center angeschaut. Der Ort Kamikatsu hatte sich im Jahr 2003 das Ziel gesetzt, zu einer müllfreien Gemeinde zu werden, und die Einwohner sind diesem Ziel bereits sehr nahe gekommen. Das Müllaufkommen wurde stark reduziert und der verbleibende Müll wird zu über 80% recycled. Im Zero Waste Center kann man sich über die Initiative informieren, oder gleich bei einer Übernachtung im angeschlossenen Hotel üben, wie man zu einer müllfreien Gemeinde beitragen kann. Danach ging es für mich dann aber nicht weiter nach Tokushima City, sondern nach Norden, in die Präfektur Kagawa

 

Auf zur Insel Naoshima

Am vierten Tag war ich in der Stadt Takamatsu in Kagawa, am nordöstlichen Ende von Shikoku. Hier gibt es den wunderschönen Ritsurin Park, einen großen Garten mit kunstvoll angelegten Blumenbeeten, Teichen und einem schnuckligen Teehaus.


Wichtiger für mich war allerdings der Hafen, den von hier fährt eine Fähre zur Insel Naoshima. Die südliche Hälfte dieser Insel ist im Prinzip eine gigantische Freiluft-Kunstausstellung, die man an einem Tag komfortabel zu Fuß oder mit dem Bus umrunden kann, um von einer Kunstinstallation zur nächsten zu schlendern, oder dazwischen eines von vielen Kunstmuseen zu besuchen (wenn man sich im Vorfeld eine Karte besorgt hat. Hatte ich leider nicht ☹ ). Hier gibt es zum Beispiel das Ando Museum über die Werke des berühmten japanischen Architekten Ando Tadao, das Art House Project mit zu Austellungen umfunktionierten restaurierten Häusern, das Modern Art Museum oder das unterirdisch gebaute Chichu Art Musem. Und selbst um Freien, entlang der Straßen und Wanderwege begegnet man immer wieder Kunstprojekte am Wegesrand, ideal also für jemanden, der gerne auf Entdeckungstour geht.

 

Eine von unzähligen Installationen am Straßenrand

 

Unterwegs wurde ich im Katzenkaffee Nyaoshima noch von ein paar vierbeinigen Einheimischen begrüßt, bevor ich auf dem Rückweg zum Hafen noch schnell ins Sento-Bad bin, von dem ich euch in meinem letzten Beitrag schon mal erzählt hatte. Am Abend ging es für mich dann mit der Fähre wieder nach Takamatsu, allerdings empfehle ich euch, eine Übernachtung in einem der vielen Kunst-Hotels auf der Insel in Betracht zu ziehen, denn da gibt es noch mehr zu sehen.

 

Naoshima ist übrigens auch sehr gut von Okayama aus zu erreichen, wenn man zum Beispiel mit dem Japan Rail Pass zwischen Fukuoka, Hiroshima und der Kansai Region unterwegs ist, und lässt sich großartig als Zwischenstation einschieben. Falls Ihr aus der Richtung kommt, könnt Ihr meine Reiseroute im Prinzip in umgekehrter Reihenfolge nachvollziehen.

 

Weitere Ziele auf Shikoku

Damit endete mein kurzer Abstecher in den Norden Shikokus, und hat hauptsächlich dazu geführt, dass ich bereits ausführliche Reisepläne für den Rest der Insel zusammenstelle, wenn es mit den Japan Reisen wieder los geht.


Im Westen der Insel gibt es noch die Präfektur Ehime, mit der Hauptstadt Matsuyama. Für mich ein absolutes Pflichtprogramm ist hier ein Besuch des Dogo Onsen, eines der ältesten Thermalbäder Japans, und eine der Inspirationen für das Badehaus in Hayao Miyazakis Film „Chihiros Reise ins Zauberland“. Auch das große Kabuki-Theater Uchikoza und eine weitere Bergwanderung sind schon fest eingeplant, diesmal auf den Berg Ishizuchi, den höchsten Berg Shikokus und von ganz West-Japan.


Im Süden steht dann noch die Präfektur Kochi an, mit einer Tour entlang des Shimanto-Flusses und ein Besuch der Pazifikküste. Aber hier will ich nicht zu sehr vorgreifen, diese Reise steht ja noch aus. Ich werde euch aber auf jeden Fall davon berichten.

 

 

War ihr schon mal in Shikoku?

 

Wie steht es mit euch? War ihr bei euer Japan Reise schon mal in Shikoku? Wie hat es euch gefallen? Oder habt Ihr jetzt Interesse an den Zielen, die ich euch gezeigt habem und wollt mehr dazu wissen? Kommentiert unseren Facebook-Post zum Shikoku-Artikel oder schreibt uns eine DM auf Instagram. Ich antworte dort auch gerne auf alle eure Fragen!

 

 

 

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