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Lesereise mal anders: Japanreise-Tipps für Murakami Haruki Fans von Angela Troisi

25. April 2024

 

Angela studierte Japanologie und interessiert sich auch heute noch für Romane über Japan und besonders von japanischen Autor:innen. Murakami hat sie schon für die Uni viel gelesen und weiß, dass viele deutsche Leser eine Leidenschaft für den Autor haben. Heute gibt sie ein paar Reisetipps für Leseratten.

 

Spots und Sehenswürdigkeiten für eine kleine Reise durch oder mit den Romanen von Haruki Murakami

 

Meine erste Berührung mit den Werken von Murakami liegt lange zurück und ich gebe zu, dass es andere Autoren, besonders Autorinnen, gibt, deren Werke mich stärker durchs Leben begleitet haben. Trotzdem bleibt Murakami irgendwie der Autor, nach dem mich viele europäische Freunde fragen, weil sie ihn eben auch kennen. Er hat es quasi in den Weltweiten Mainstream geschafft. Wenn mich jemand nach meinem Lieblingswerk von Murakami fragt, weil sie oder er es gerne auf Deutsch lesen würde, dann nenne ich fast immer „Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt“. Das liegt auf jeden Fall an der Erzählung selbst, aber im Nachhinein glaube ich, dass es auch ein Stück weit an der wirklich guten Übersetzung von Jürgen Stalph und Annelie Ortmanns-Suzuki lag, dass ausgerechnet dieser Roman von ihm mir ursprünglich so sehr im Gedächtnis bliebt. Die Übersetzung fängt die Sprache des Originals sehr gut ein, obwohl in manchen anderen Übersetzungen auf Deutsch wie Englisch leider das jazzige, lyrische von Murakamis Japanisch ein bisschen verloren geht. Deshalb wäre der genannte Roman auch jetzt immer noch meine erste Empfehlung.

 

Cover meiner schon etwas älteren Ausgabe meubes Lieblings-Murakami-Romans

 

Jeder, der die Werke von Haruki Murakami kennt, weiß es: Tokyo spielt oft eine zentrale Rolle in Murakamis Geschichten, aber nicht immer werden Orte direkt benannt und einige sind nicht genau beschrieben, andere gibt es vielleicht gar nicht mehr. Die gute Nachricht ist jedoch: Einige Orte und Schauplätze existieren und man kann sie beim Tokyo Urlaub einfach auf seine Bucketlist schreiben. Denn egal ob es um die Atmosphäre der Wohngegend Setagaya geht, wie sie in „Die Chroniken des Aufziehvogels“ beschrieben wird, oder ob man die Echos von Kokubunji, wo der Autor selbst eine Weile lebte in vielen Beschreibungen wiederfindet, ein Stück Tokyo-Erinnerung schwingt immer mit.

 

Mit Murakami durch Tokyo und Umgebung

 

Shibuya und „After Dark“

 

Der Roman „After Dark“ macht es einem besonders einfach: Die gesamte Geschichte spielt in Tokyos Stadtteil Shibuya, der für die berühmte Kreuzung weltberühmt ist, und beschreibt die 24 Stunden geöffneten Family Restaurants, das nächtlich-bunte Flair und auch die Love Hotels in Shibuya, so dass man sie direkt wiedererkennen kann. Auch, wenn der Stadtteil sich besonders direkt um den berühmten Bahnhof herum in den letzten paar Jahren wegen eines Modernisierungs- und Stadtentwicklungsprojektes sich stark verändert hat und dabei auch direkt ein paar neue Sehenswürdigkeiten wie die Shibuya Sky Plattform bekommen hat, kann man hier auch heute noch in die in „After Dark“ beschriebene Atmosphäre abtauchen.

 

 

Wer auf den Spuren von Mari, Takahashi und Kaori wandeln will, der kann Shibuya ohne weiteres Tagsüber Besuchen, auch wenn die Protagonisten hier eher die Nächte durchmachen und ein abendlicher oder später Besuch hier ohne Probleme ebenfalls möglich ist. Im Roman kommen die Family Restaurant-Ketten „Denny’s“ und „Skylark“ vor. Das in „After Dark“ beschriebene Skylark ist heute ein „Gusto“ (immer noch Teil der Skylark Holding) und sowohl Denny’s (1-16-3 Jinnan, Shibuya) als auch Gusto (1-15-3 Jinnan, Shibuya) findet man in zahlreichen Stadteilen Tokyos und anderen Städten Japans auch. Doch genau die beiden Restaurants, die auch in „After Dark“ beschriebenen Family Restaurants gibt es noch in Shibuya und sind in direkter Nähe von einander im Jinnan District zu finden. Man kann sich direkt vorstellen, wie sich Mari und Takahashi hier unterhalten.

Beide Family Restaurants sind auch nur einen 10 Minuten Fußweg von einem anderen Schauplatz entfernt: „Love Hotel Hill“. Wie der Name erahnen lässt, ist dass der Teil Shibuyas in dem sich viele sogenannte „Love Hotels“ (wie jenes, das Kaoru managt) auf engstem Raum befinden. Eigentlich heißt der Ort Dogenzaka. Auch hier kann man vorbeiflannieren. Etwas mehr über Love Hotels erfahrt ihr ganz am Ende unseres Unterkunftsartikel.

 

Übrigens findet man auch das „Shakey's Pizza“ in Shibuya das in „Tanz mit dem Schafsmann“ vorkommt.

 

Tokyo Sehenswürdigkeiten mit „Tanz mit dem Schafsmann“

 

Wer nicht einfach Stadtteile besuchen möchte, sondern auch Sehenswürdigkeiten sucht, der kann sich an einem anderen Roman Murakamis orientieren. Im Verlauf von „Tanz mit dem Schafsmann“ besucht der Erzähler zum Beispiel gelegentlich seinen Freund Gotanda im vornehmen Viertel Azabu. Von Gotandas Fenster aus haben sie einen freien Blick auf den Tokyo Tower, der obwohl er inzwischen vom höheren Skytree überholt wurde, immer noch einen Besuch wert ist.

 

Während seiner Spaziergänge, wandert der Erzähler von „Tanz mit dem Schafsmann“ regelmäßig durch Stadtteile wie Harajuku, Sendagaya und Aoyama. Und obwohl er es im Roman nicht direkt besucht, erwähnt er, dass er am Nezu-Museum vorbeikommt. Das Nezu-Museum beherbergt eine beeindruckende Sammlung traditioneller japanischer Kunstwerke und ist auch deshalb bekannt, weil es vom japanischen Stararchitekten Kengo Kuma entworfen wurde und im Innenhof einen wunderschönen Garten versteckt.

 

Im Roman leben Yuki und ihre Mutter in einer Eigentumswohnung in einem Ziegelgebäude direkt neben dem Nogi-Schrein im Akasaka-Viertel, einem eher unbekannten, aber sehr schönen Schrein, der einem General aus der Meiji-Zeit gewidmet ist. Das ursprüngliche Wohnhaus des Generals steht direkt neben dem Schrein und kann nur an drei Tagen im Jahr besichtigt werden.

 

Eine andere wichtige Tokyoter Sehenswürdigkeit, die gleich dreimal im Roman erwähnt wird, ist der Meiji Schrein. Der Erzähler, der in der Nähe im Stadteil Shibuya wohnt, kommt manchmal hierher um zu entspannen – wahrscheinlich durchwandert eher dann eher den Park und den Garten, um den Touristenströmen zu entgehen. Auch erwähnt wird die „Takeshita Dori“, eine Straße, die nur wenige Gehminuten vom Schrein entfernt liegt. Sie war einmal das Zentrum der Gothic-Lolita und J-Rock-Szene – ist heute aber mehr eine Touristenattraktion mit bekannten Street Food-Anlaufstellen.

 

Ein paar weitere Tokyoter Schauplätze

 

Einer der Hauptschauplätze von „Sputnik Sweetheart“ und „Naokos Lächeln“ ist der schöne Tokyoter Stadtteil Kichijoji in Tokyo. Dieses beliebte Viertel im Westen von Tokyo ist für seine Jazz-Bars und Cafés bekannt, aber nur wenige Minuten vom JR-Bahnhof entfernt liegt eine grüne Oase: Der Inokashira-Park. Hier kann man entlang des Sees spazieren und sich fragen, welche Bank Sumires Lieblingsplatz gewesen sein könnte.

 

Der Blick auf den See im Inokashira Park

 

Die Jazz Bar namens „Peter Cat“, die Murakami selbst in den 70er Jahren betrieb, gibt es leider nicht mehr, aber zum Glück gibt es immer noch viele andere Orte für alle alle, die das Jazz-Gefühl, das viele der Romane von Murakami durchzieht, erleben wollen. Ein solcher Ort ist das „Dug Jazz Cafe and Bar“ in Shinjuku. Es liegt ganz in der Nähe des Ostausgangs des Bahnhofs Shinjuku und des Golden Gai-Viertels. Die Wände des Cafés sind liebevoll mit Bildern von Jazzmusikern geschmückt und Jazz-Musik begleitet durch den Tag. Abends, gegen 18:30 verwandelt sich das Café dann in eine rauchige Jazz-Bar. Dieses gemütliche kleine Lokal war in „Naokos Lächeln“ einer der liebsten Orte von Midori.

 

In „Naokos Lächeln“ laufen die Protagonisten Watanabe und Naoko zu Fuß von Yotsuya nach Komagome – was in etwa ein 2stündiger Spaziergang sein dürfte, durch Gegenden, in denen sich zahlreiche Universitäten befinden sowie weitere Sehenswürdigkeiten wie der Yasukuni Schrein, Kanda Myojin und der Rikugi-en.

 

Schauplätze außerhalb Tokyos

 

Die Handlung von „Kafka am Strand“ entspinnt sich in Takamatsu in der Kagawa Präfektur auf Shikoku angesiedelt – und damit ein direkter Gegenpol zur Megametropole Tokyo. Die Privatbibliothek, die der Protagonist in seiner Jugend zufällig entdeckte, gibt es soweit ich weiß in Wirklichkeit nicht, trotzdem spürt man die friedliche, unbeschwerte Atmosphäre der Stadt wie sie beschrieben wurde. Von hier lohnt sich ein Abstecher nach Naoshima!

 

Blick auf den Kobe-Tower

 

Murakamis erster Roman „Wenn der Wind singt“ erzählt von einem in Kobe geborenen Protagonisten, der sich von Tokyo, wo er studiert, auf der Reise in seine Geburtsstadt befindet. Das ist kein Zufall, denn auch Murakami stammt aus Kobe. Im Roman werden viele der Orte genau beschrieben.

 

Im zweiten Teil von „Wilde Schafsjagt“ befinden sich der Protagonist und seine Freundin auf der Suche nach einem Ort, den sie auf einem Foto gesehen haben. Sie fahren mit dem Zug in den Norden nach Sapporo. Eine Reise die man ebenfalls ganz einfach mit dem Shinkansen organisieren kann!

 

„Tanz mit dem Schafsmann“ spielt dabei noch an verschiedenen anderen Orten. In einer Szene reisen sie direkt in Tsujido ans Meer. Auch das ist eine Erfahrung, die man auf einer Japanreise ruhig mitnehmen kann, denn vom Tsujido Kaihin Park aus hat man den gleichen Blick wie die Protagonisten auf den berühmten Berg Fuji, der über der tosenden Brandung zu schweben scheint. Einfach ein Postkarten Motiv!

 

 

Die Murakami Verfilmung „Drive My Car“

 

Murakami ist auch ein Name der verknüpft ist mit einem der bekanntesten japanischen Filme der letzten Jahre. Der Film „Drive My Car“ von Regisseur Ryusuke Hamaguchi wurde zu Recht mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet und war sogar in drei weiteren Kategorien nominiert, unter anderem für „Bestes adaptiertes Drehbuch“. Es handelt sich nämlich um eine Adaption der gleichnamige Kurzgeschichte „Drive My Car“ (gemischt mit Einflüssen eine weiteren Kurzgeschichte „Scheherazade“ von Haruki Murakami, die in der Sammlung „Von Männern, die keine Frauen haben“ veröffentlicht wurde.

Dem Regisseur ist es gelungen aus einer lesenswerten Kurzgeschichte einen sehenswerten Spielfilm zu machen – mit einem wesentlichen Unterschied: Währen in Murakamis Original die Geschichte um Schauspieler Kafuku und seine Fahrerin Misaki in Tokyo spielt, verlegte der Film den Handlungsort nach Hiroshima und in die Hiroshima Präfektur. Ein wunderbarer Glücksfall, denn so wurden einem breiten Publikum auch die Schönheit der Stadt und der Umgebung entlang der Seto-Inlandsee zugänglich. Einen kleinen Guide mit Sehenswürdigkeiten aus dem Film haben wir euch hier zusammengestellt.

 

Kommentare und Feedback

 

Habt ihr einen japanischen Lieblingsautor oder empfehlt ihr ein bestimmtes Buch von Haruki Murakami besonders? Oder geht ihr doch lieber auf Anime- oder Manga-Pilgerfahrt und besucht die Orte, die in euren Lieblingsserien vorkommen? Und gäbe es Themen für diesen Japan-Blog die euch besonders interessieren würden? Kommentiert dafür unseren Thread oder unseren Facebook-Post zum Blog oder taggt uns in Stories auf Instagram @japantourismus. Ich antworte dort gerne selbst auf eure Kommentare und bin gespannt auf eure Empfehlungen.

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