HOME Back

Use the

Planning a Trip to Japan?

Share your travel photos with us by hashtagging your images with #visitjapanjp

Ekiben – die japanische Bahnhofs-Lunchbox von Angela Troisi

11. August 2022

 

Angela betreut bei uns mit viel Leidenschaft die Webseite und die sozialen Netzwerke und freut sich immer wieder auch den Redaktionsplan für diesen Japan-Blog vorzubereiten und ihre eigenen Texte dafür zu schreiben. Diesmal erklärt sie, warum japanisches Essen und japanische Züge zusammengehören.

 

 

Wegzehrung für die Zugreise durch Japan

 

Wer kennt das nicht? Man kommt mit Koffer oder Laptop-Tasche am Bahnhof an – noch ein paar Minuten bevor der Zug abfährt, eine längere Fahrt steht bevor. „Ach, hol ich mir noch schnell etwas zu Essen, weil ich diesmal nichts mitgenommen habe.“

 

Am größeren deutschen Bahnhof gibt es ja auch einiges an Bäckern, Fastfood und Cafés. Salate und Müsli zum Mitnehmen bekommt man mitunter auch. Manchmal sogar Sushi-To-Go, wobei das nicht oft an die japanische Qualität herankommt. Am Ende lande ich meistens beim Bäcker. Dann, gebe ich zu, denke ich oft wehmütig an Japan.

 

Pünktliche Züge und gutes Essen – beides ist einfach Japan

 

Japans Städte und Regionen sind durch ein riesiges Netz hochmoderner Hochgeschwindigkeitszüge, den Shinkansen, und gut gewarteter Nahverkehrszüge miteinander verbunden. Im Jahr 1872 wurde die erste Eisenbahn in Japan eröffnet, die Shimbashi in Tokyo mit Yokohama verband und bis heute werden die guten Verbindungen und die Pünktlichkeit japanischer Züge von Japanern und Japanreisenden gleichermaßen geschätzt. Gerade beim Reisen mit dem Japan Rail Pass wird so eine Rundreise zu einem besonderen Erlebnis.

 

Und das in Japan gutes Essen und wunderschön angerichtete Speisen zum guten Ton gehören, muss man, glaube ich, nicht mehr ausführlich erklären. Wir haben dazu auch schon sehr viele Artikel auf unserer Seite, die ihr hier finden könnt.

 

Bento Lunch Boxen am japanischen Bahnhof – das Ekiben

 

Auf die Anfangszeit der japanischen Eisenbahn geht auch eine kleine Weiterentwicklung der japanischen Essenskultur und -vermarktung zurück, die Reisenden sehr zu Gute kommt. Bento-Boxen, Lunchboxen mit kleinen Trennwänden zum Befüllen mit Essen für Unterwegs, kennt man unter ihrem japanischen Namen inzwischen ja auch in Europa. In Japan blickten sie schon auf eine lange Tradition zurück. Neu entwickelte sich in den 1880ern mit den Zügen die Kultur des Ekiben.

 

 

Das Wort Ekiben setzt sich aus den Bestandteilen „Eki” (), was Bahnhof bedeutet und der ersten Silbe von Bento (ben,) zusammen. Eine Bento Lunch Box also, die man am Bahnhof kauft. Wie zu erwarten sind Ekiben abgepackte Mahlzeiten, die für den Verzehr auf der Zugreise gedacht sind. Und so kommen für mich zwei der japanischsten Dinge überhaupt untrennbar Zusammen: Essen und Shinkansen fahren.

 

Die Gepflogenheit, vor der Zugreise ein Ekiben zu kaufen, verbreitete sich schnell, denn mit dem Aufkommen der Eisenbahnen und immer besserer Zugstrecken wurden viele Japaner zu Pendlern und Geschäftsreisenden. Gerade auf sie spezialisierten sich Verkäufer an den Bahnhöfen, die in Holzkisten verpackte Fertiggerichte verkauften – meisten regionale Spezialitäten und Speisen. Immer wenn in einer neuen Stadt ein neuer Bahnhof eröffnet wurde, folgte bald ein neue, regionale Ekiben-Variante.

 

Regionale japanische Spezialitäten in schöner Verpackung

 

Aus der Notwendigkeit für längere Zugreisen als Verpflegung lokale Ekiben zu kaufen und diese im Zug zu verzehren wurde durch die unglaubliche regionale Vielfalt von Delikatessen bald eine Tradition. Heute gehört es einfach dazu, dass jeder Ort besondere Spezialitäten als Ekiben anbietet. Reisende freuen sich dann schon genau auf diese.

 

In größeren Bahnhöfen gibt es zahlreiche Geschäfte, die Ekiben aus verschiedenen Regionen anbieten. In kleineren Bahnhöfen gibt es eine Auswahl lokaler Spezialitäten, die in der Regel in einer Vitrine oder an einem Tresen verkauft werden, an dem man auf dem Weg zum Bahnsteig vorbeikommen wird. Die Preise für Ekiben variieren von um die 1.000 Yen für eine einfache Mahlzeit mit Reis, regionalem Gemüse und einem Hauptbestandteil wie Fisch oder Fleisch bis zu 3.000 Yen für Gourmet-Ekiben in denen man selbst hochqualitatives Wagyu Rindfleisch serviert bekommt.

 

Ekiben im japanischen Zug

 

Besucher des Bahnhofs von Kyoto finden eine große Auswahl an Spezialitäten wie in frittierten Tofu eingewickeltes Sushi oder Pfefferkornreis mit japanischem Sansho-Pfeffer, der ebenfalls eine lokale Grundzutat ist. Am Bahnhof von Tokyo, einem der verkehrsreichsten Verkehrsknotenpunkte und Shinkansen-Drehkreuze Japans, gibt es dagegen eine Auswahl an regionalen Ekiben aus ganz Japan, wo jeder etwas für den eigenen Geschmack findet. Die Entscheidung, welches Ekiben man probieren soll, ist bei einer Japan Rundreise mit dem Zug also manchmal gar nicht so einfach – gerade, wenn man so viel wie möglich probieren will.

 

Dazu kommen die oft wunderschönen Verpackungen, die teils dann auch wieder als Souvenir taugen. Ich habe mir selbst in Kumamoto ein Kinder-Ekiben nur wegen der schönen Kumamon-Box gekauft, die ich jetzt noch als Lunch-Box nutze. Es gibt auch ungewöhnliche und praktische Boxen, die das Aufwärmen der Speise mit übernehmen. Die Präfektur Miyagi ist zum Beispiel für Gyutan, auf Holzkohle gegrillter Rinderzunge bekannt und es gibt extra Bento-Boxen in die ein kleiner Heizbeutel im Boden integriert ist, um den Gril zu simulieren. Man zieht an der Schnur und wartet dann ein paar Minuten, bis sich die Bento-Box selbst erwärmt hat.

 

Besondere Bentos mit Souvenir-Box

 

Das Moo Taro Bento Mie

 

Rindfleischfans, die Mie besuchen, sollten das Moo Taro Bento probieren. Das Ekiben kommt in einer auffälligen kuhförmigen Bento-Box und ist befüllt mit einem lokalen Gericht aus erstklassigem japanischem Rindfleisch, Reis und Gemüse. Der Clou: Die Box spielt beim Öffnen Musik ab wie eine Spieluhr. Wenn das mal kein ungewöhnliches Souvenir ist!

 

Masu no Sushi Bento aus Toyama

 

Wer Toyama besucht, das sehr szenisch zwischen dem Japanischen Meer und den japansichen Alpen liegt, sollte das Masu no Sushi Ekiben probieren. Die Bento-Box ist ein auffälliger Zedernholzbehälter, den man hinterher ebenfalls weiter verwenden kann. Darin befindet sich fest in Bambusblätter gewickeltes Forellen-Sashimi auf Reis, das fast aussieht wie eine Sushi-Pizza.

 

Daruma Ekiben aus Gunma

 

Der Daruma ist ein Symbol für Glück und steht auch für die Präfektur Gunma. Hier gibt es am Bahnhof das Daruma Bento mit Reis, Huhn und lokalem Gemüse. Die Lunchbox kann nach Verzehr des Bentos wieder zusammengesetzt und als Sparschwein in Daruma-Form genutzt werden.

 

Gibt es vegetarische und vegane Ekiben?

 

Aus, sagen wir, bekannten Gründen, war ich leider auch seit inzwischen etwas mehr als zwei Jahren nicht mehr in Japan und ein Manko von Ekiben, an das ich mich von der letzten Reise erinnere ist, dass die Auswahl an vegetarischen und veganen Bentos tatsächlich verschwindend gering war. Japanische Küche bedient sich vieler traditioneller Zubereitungsarten und als Grundwürze kommen Zutaten wie die Fischbrühe Dashi zum Einsatz und die traditionelle Kombination für eine Bento-Mahlzeit sieht eine Kombination von Reise, Gemüse und Fisch oder Fleisch vor. Viele lokale Spezialitäten sind deshalb nicht vegan.

 

Doch auch in Japan ist in den letzten Jahren das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung gestiegen und es gibt mehr und mehr Angebote für Veganer und Vegetarier. Ein Ekiben-Hersteller in Tokyo bietet an den Shinkansen-Bahnhöfen Tokyo und Shinjuku zum Beispiel ein sehr leicht zu erkennendes Gemüse-Ekiben an, das Saishoku Bento“.

 

Essen und Trinken im japanischen Zug – Die Dos & Don’ts


In Langstreckenexpresszügen wie dem Shinkansen oder anderen Superexpresszügen ist Essen und Trinken absolut akzeptabel und schon durch die Ekiben-Tradition sehr verbreiten. In viele Zügen bieten Zugbegleiter mit Servierwagen selbst noch während der Fahrt Ekiben und Getränke an.

In Nahverkehrszüge hingegen ist Essen eher unüblich. Diese Zuge bieten keine Tischen, die man zum Essen nutzen könnte. Gerade die regionalen Nahverkehrszüge können zu Stoßzeiten sehr voll werden, und es gehört zum guten Ton, dann so wenig Platz wie möglich einzunehmen und andere nicht zu stören. In diesen Zügen werdet ihr dann auch selten Japaner Essen sehen. Selbst Getränke nimmt man in diesem Fall eher vor der Fahrt am Bahnhof zu sich.

 

Was sind eure Ekiben-Erinnerungen?

 

Wo habt ihr das beste Ekiben gegessen und habt ihr auch die ein oder andere Lunch-Box als Souvenir mitgenommen? Teilt gerne Mal Fotos mit mir in den Kommentaren unseres Facebook-Posts zum Artikel. Ich schaue auf jeden Fall rein und freue mich auf eure Empfehlungen.

Please Choose Your Language

Browse the JNTO site in one of multiple languages